Jugendsprache im Wandel der Zeit

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Photo: Matheus Ferrero, Unsplash;

Wenn Erwachsene sich mit der Jugendsprache beschäftigen, dann schütteln sie meist nur den Kopf und verstehen oft kein Wort davon. Aus der Sicht der Jugendlichen ist das zudem ziemlich peinlich – oder “cringe”, wie sie es heutzutage nennen würden. Schon immer hatte die Jugend als Erkennungszeichen und auch als Abgrenzung gegen die Welt der Erwachsenen eine eigene Sprache. Im 17. Jahrhundert pflegten die Studenten ihren speziellen Jargon und im Zeitalter des Internets und der Influencer ist das ebenso.

Von Studenten und Wandervögeln

Unser kleiner Streifzug durch die Jugendsprache führt uns ins 16. Jahrhundert, denn erst seit damals sind schriftliche Quellen überliefert worden. Damals galt die studentische Lebensart in den großen Universitätsstädten Europas als das Vorbild für die Jugend. Sie prägten viele Begriffe, die heute sogar im Duden nachzulesen sind: “Skandal”, “mogeln”, “Schmöker” oder “abgebrannt”, um nur einige zu nennen. Auch viele Präfixe wie “saukalt” oder “Sauklaue” haben sie eingebracht. Und nicht zu vergessen wären da noch die unzähligen Redewendungen, wie beispielsweise “Das ist mir Wurst”.

Ab dem 20. Jahrhundert kamen dann die Abkürzungen mit dem “i” in Umlauf. Abitur schrumpfte zu “Abi”, die Universität wurde zur “Uni”, und Chauvinist zu “Chauvi”. Abkürzungen, mit denen wir heute leben und die jeder kennt und niemand mehr als ehemalige Jugendsprache abstempeln würde. Nicht zu vergessen wäre hier das geringschätzige Wort “Tussi” für eine oberflächliche, auffällig gestylte Frau. Doch die Wurzeln dieses Wortes liegen nicht in den 1970er-Jahren, sondern gehen viel weiter zurück. Thusnelda hieß nämlich die Gattin Hermanns im Werk “Hermannsschlacht” von Heinrich von Kleist aus dem Jahre 1808. Tussi war die mit “i” gebildete Koseform für Thusnelda.

Die Deutsche Sprache wurde ebenfalls stark von der “Wandervogelbewegung” geprägt. Die damals wandernde Jugend grüßte sich in der germanischen Formel “Heil”, wie heute noch bei “Petri Heil” oder “Ski Heil” üblich. Im Nationalsozialismus bekam das Wort dann einen unheilvollen Klang, ebenso wie das Wort “Führer”, welches seinerzeit unter den Jugendlichen noch naturverbundenen Anführern vorbehalten war. 

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Vom Fuzzi und dem Babo

Auch Musiker und Hippies prägten unsere Sprache sehr und brachten viele Anglizismen mit ein. Damals rauchte man einen “Joint”, war “stoned” und “groovte” zu “hippem” Funk. Der deutsche Rocksänger Udo Lindenberg hat es sogar einige Male geschafft, eigene Wortschöpfungen in der deutschen Sprache zu verewigen. Dazu gehört das Wort “Fuzzi” oder auch der  Spruch: “Keine Panik!”.

Seit dem Jahr 2000 etwa finden sich zunehmend auch migrantische Wörter in der modernen Jugendsprache. “Die Chabos wissen, wer der Babo ist”, sang beispielsweise der türkischstämmige Rapper “Haftbefehl” im Jahre 2012. Gemeint ist damit: “Die Jungs wissen, wer der Boss ist.” Der Begriff “Babo” schaffte es dann sogar zum Jugendwort 2013.

… “Am dritten Tag kamen sie zu einer abgefuckten Bude aus Brot. Das Dach war aus Kuchen und die Fenster waren aus Zucker – voll Fett, Mann! Hänsel tschurte gleich ein Stück vom Dach und wollte es buttn, denn er hatte echt voll Bock drauf und einen fetten Hunger. Aber da hörte er eine abgefuckte Stimme von inside the house: "Knusper, Knusper , Knäuschen, wer buttet von meiner Bude?" Die Kinder meldeten: "Der Wind, du Opfa, der Wind, du Opfa, das himmlische Kind, du Opfa!” … [sic]

Auszug aus Hänsel und Gertel in der Jugendsprache von Axel Haack [2010]

Ein fester Bestandteil des Erwachsenwerdens

Jugendliche möchten mit ihrer Sprache provozieren. Doch hier zielen die Jugendlichen weniger auf die Erwachsenen ab, als vielmehr auf die Gleichaltrigen – auch wenn man das anders wahrnimmt. Auffällig ist, dass die Jugendsprache lange Zeit vom männlichen Geschlecht geprägt wurde. Dies ändert sich seit einigen Jahren, gerade Mädchen sind auf den Netzwerken TikTok und Instagram sprachlich sehr kreativ unterwegs. 

No front“, wer bei der heutigen Jugendsprache etwas „lost“ ist.

Quellennachweise: duden.de; myheimat.de; dw.com; bedeutungonline.de; dokumente-online.com
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