Vorwärts in die Vergangenheit

Landschaft bewölkt, Baum;
Photo: Henryk Niestrój, Pixabay;

Während die einen an Freitagen für eine klimafreundliche Zukunft demonstrieren, fordern die anderen lautstark eine Rückkehr in vergangene und vermeintlich “bessere Zeiten”. Österreichs Gesellschaft befindet sich derzeit im Wandel zwischen Zukunftsorientierung und Nostalgie. Das Leben der Österreicherinnen und Österreicher verändert sich und damit auch ihre Lebenswelten, Einstellungen und Werte. Der aktuelle Alltag ist geprägt von Energiekrise, Krieg und steigender Inflation. Hinzu kommen diverse Trends wie Digitalisierung, Klimawandel und Migration.

Sorgenbarometer

Die derzeitige Entwicklung der Energiekosten bereitet den Österreicherinnen und Österreichern wohl die meisten Sorgen. Laut Sinus-Milieus® von INTEGRAL haben 90 Prozent der Bevölkerung Angst vor steigenden Energiekosten. Der Krieg in der Ukraine bereitet rund 82 Prozent große Sorgen, und Bedenken hinsichtlich einer gesellschaftlichen Spaltung kursieren mit 77 Prozent auf Platz drei. 

In der Gesellschaft entsteht gerade eine neue Polarität zwischen Zukunfts- und Vergangenheitsorientierung. Durch diese Veränderung der Gesellschaft und deren Leitwerte entstehen auch neue Milieus, andere wiederum verschwinden gänzlich. Die alte “Mitte” existiert in ihrer bekannten Form mit deren Leitmotiven wie “Stabilität” und “Normalität” nicht mehr. Abgelöst wird sie durch ein nostalgisch-bürgerliches Milieu, das die Ordnung der Vergangenheit wiederherstellen möchte.

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Radikalisierung 

Des Weiteren entstand ein neues Milieu, welches sich radikal für die nachhaltige Zukunft Österreichs einsetzt. Bereits sieben Prozent gehören zu diesem neuen Milieu. Diese “Letzte Generation” sieht sich als “Changemaker” und als treibende Kraft einer alternativlosen globalen Transformation. “Sie haben ein starkes Bedürfnis nach Mitsprache und zeigen hohe Bereitschaft bei der Mitgestaltung”, analysierte Dr. Barth von INTEGRAL.

Die derzeit unentschlossene Mitte der Gesellschaft kann diesem Denken und Handeln jedoch nicht viel abgewinnen. Sich aktiv einzubringen bedeutet für den durchschnittlichen Österreicher nicht, sich hirnlos auf die Fahrbahn zu kleben und damit den Berufsverkehr lahmzulegen. Die Folge sind noch mehr wirtschaftliche Verluste und ein Verkehrschaos obendrein. Daher müssen Änderungsnotwendigkeiten klar kommuniziert werden. Notwendigkeit und Nutzen müssen für die Gesellschaft überzeugend argumentiert werden.

Vertrauenskrise

Das Vertrauen der Österreicherinnen und Österreicher in die Politik und deren Institutionen ist in den vergangenen Jahren stark gesunken. Insbesondere bei der Mehrheit der “nostalgisch-bürgerlichen” Gruppe, während das neue Milieu der “progressiven Realisten” in die meisten Institutionen sehr hohes Vertrauen setzt. Die klassische Mitte ist dadurch unentschlossen und steht zwischen diesen beiden Polen. Die anstehende Transformation kann also nur gelingen, wenn die “adaptiv-pragmatische” Mitte von Politik und Medien ernst genommen wird. Weitaus wichtiger als die kleine Minderheit an “hartgesottenen Realitätsverweigerern ist die Sorge der breiten Mitte.

Solange also die breite Mitte der Gesellschaft nicht überzeugt werden kann, können “Verschwörungstheoretiker” predigen, soviel sie wollen und die Aktivisten der “Letzten Generation” können sich ans Rathaus nageln, es wird sich deshalb aber nichts ändern.

Quellennachweis: integral.co.at; letztegeneration.at; orf.at
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