Raus aus den Sandkisten! Alle Kinder ins Haus!

Atomkraftwerk Tschernobyl
Tschernobyl im Winter 1986; Foto: IAEA Imagebank; Urheberrechte: USFCRFC

Seit Samstagabend, den 11.04.2020, wütet ein verheerender Waldbrand im Sperrgebiet des ehemaligen ukrainischen Atomkraftwerks Tschernobyl. Die Einsatzkräfte kämpfen mit Löschfahrzeugen und Hubschraubern gegen die Ausbreitung des Feuers. Aktuelle Messungen ergaben bereits eine erhöhte Radioaktivität. Kann der Brand unter Kontrolle gebracht werden? Was, wenn er das stillgelegte Kraftwerk erreicht?

Diese Nachrichten und die aktuelle Situation der Corona-Krise lassen schreckliche Erinnerungen hochkommen. Es war Frühling 1986. Am 26. April erfuhren die Menschen hierzulande erstmals via Rundfunk über das schwere Unglück in der Ukraine. Physiker Dr. Friedrich Steinhäusler richtet seinen flehenden Appell an alle Bürger und Bürgerinnen: „Raus aus den Sandkisten! Alle Kinder ins Haus!“ Immer und immer wieder wurden diese eindringlichen Worte im Radio gesendet. Die “Todeswolke” schwebte nämlich durch den ungünstigen Wind direkt Richtung Österreich. Mütter organisierten sich, Bauern trieben ihre Kühe in den Stall, die Parks waren leer und es waren nur wenige Spaziergänger auf den Straßen. Die Angst war groß. 

Alarm am 2. Mai 1986

Nachdem die Messwerte an den österreichischen Grenzen immer weiter anstiegen, alarmierte das Gesundheitsministerium in der Nacht von zweiten auf dritten Mai die Landeswarnzentrale. Kurz darauf wurden Feuerwehren und das Bundesheer alarmiert und ein großangelegter Grenzeinsatz startete. Die östlichen Grenzübergänge wurden auf Strahlung überprüft, jede einreisende Person, jedes Fahrzeug, auch Züge und Schiffe, wurden auf radioaktive Strahlung getestet. Erst am 22.05.1986 wurden die Strahlenschutzgruppe des Landesfeuerwehrverbandes und das Bundesheer abgezogen und der Einsatz damit beendet.

Salzburg hat es damals schwerer erwischt als andere Regionen in Österreich. Erst nach 30 Jahren, also im Jahr 2016, lagen die Werte in der Stadt Salzburg wieder dort, wo sie vor dem schweren Unglück lagen. Teile der Tauern seien jedoch immer noch kontaminiert, so Steinhäusler in einem Interview im Jahre 2016. 

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34 Jahre später

Vierunddreißig Jahre später sollte es so ähnlich sein. Auch heute sind die Parks leer, auf den Straßen geringes Treiben. Die Corona-Krise hat unser Leben vollkommen verändert, ähnlich wie damals, von heute auf morgen war alles anders. Doch ruht das “Ungeheuer” von Tschernobyl in einem meterdicken Sarkophag, die Gefahr ist also weitgehendst gebannt. Auch die ehemalige Arbeiterstadt Prypjat (ukrainisch Прип’ять) ist seit 2009 für den Tourismus freigegeben. Die Corona-Krise wird uns hingegen noch länger beschäftigen.

Quellennachweise: Brand Aus: Heft 7 1986; sn.at
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