Du weißt Bescheid – Ich weiß Bescheid

Katze Zeichnung
Zeichnung: pixabay.com

Du weißt Bescheid – Ich weiß Bescheid; Auszüge aus der Wilhelm-Busch-Gesamtausgabe des Bertelsmann Leserings.

 Wer möchte diesen Erdenball
 Noch fernerhin betreten, 
 Wenn wir Bewohner überall
 Die Wahrheit sagen täten.
 Ihr hießet uns, wir hießen euch
 Spitzbuben und Halunken,
 Wir sagten uns fatales Zeug
 Noch eh’ wir uns betrunken.
 Und überall im weiten Land,
 Als langbewährtes Mittel,
 Entsproßte aus der Menschenhand
 Der treu Knotenknittel.
 Da lob’ ich mir die Höflichkeit,
 Das zierliche Betrügen.
 Du weißt Bescheid, ich weiß Bescheid;
 Und allen macht’s Vergnügen. 

 Mein Kind, es sind allhier die Dinge,
 Gleichviel, ob große, ob geringe,
 Im wesentlichen so verpackt,
 Daß man sie nicht wie Nüsse knackt.
 Wie wolltest du dich unterwinden,
 Kurzweg die Menschen zu ergründen.
 Du kennst sie nur von außenwärts.
 Du siehst die Weste, nicht das Herz. 

 Er stellt sich vor sein Spiegelglas
 Und arrangiert noch dies und das.
 Er dreht hinaus des Bartes Spitzen,
 Sieht zu, wie seine Ringe blitzen,
 Probiert auch mal, wie sich das macht,
 Wenn er so herzgewinnend lacht,
 Übt seines Auges Zauberkraft,
 Legt die Krawatte musterhaft,
 Wirft einen süßen Scheideblick
 Auf sein geliebtes Bild zurück,
 Geht dann hinaus zur Promenade,
 Umschwebt vom Dufte der Pomade,
 Und ärgert sich als wie ein Stint,
 Daß andre Leute eitel sind. 

 Helene” - sprach der Onkel Nolte -
 “Was ich schon immer sagen wollte!
 Ich warne dich als Mensch und Christ:
 Oh, hüte dich vor allem Bösen!
 Es macht Pläsier, wenn man es ist,
 Es macht Verdruß, wenn man’s gewesen!”
 “Ja, leider!” - sprach die milde Tante -
 “So ging es vielen, die ich kannte!
 Drum soll ein Kind die weisen Lehren
 Der alten Leute hoch verehren!
 Die haben alles hinter sich
 Und sind, gottlob! recht tugendlich!” 
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