Willkommen im Menschenzoo

Freakshow
Freakshow in Vermont 1941;

Schon ab MItte des 16. Jahrhunderts wurden in einigen Teilen der Welt missgebildete Menschen gerne vorgezeigt und dienten der Unterhaltung und Belustigung des Volkes. So stellte Karl I. schon damals die zusammengewachsenen Brüder Lazarus und Joannes Baptista Colloredo an seinem Hofe aus. Lazarus war grundlegend ein gewöhnlicher Mann, jedoch baumelte sein unterentwickelter kleiner Bruder Joannes an seiner Brust. 

Sogenannte “Freaks” hatten seit jeher eine gewisse Anziehungskraft auf Menschen. Der Begriff “Freak stammt aus dem Englischen und bedeutet ursprünglich “Laune”. Später änderte sich die Bedeutung weitgehend zu “Laune der Natur” (“freaks of nature”). Derartige “Freakshows” wurden über die Jahre zunehmend beliebter, und so zogen eben solche im 19. Jahrhundert auch oft von Jahrmarkt zu Jahrmarkt. 

Kommen Sie, schauen Sie!

Zwischen den Jahren 1840 und 1940 kam es daher immer öfter zu gewinnbringenden Ausstellungen von Menschen mit körperlichen oder geistigen Veränderungen. Gerade in Amerika wurde die Ausbeutung für Profit von weiten Teilen der Bevölkerung akzeptiert. So führte dies dort zu einer weiten Verbreitung solcher Schaustellungen, die mittlerweile auch in Zirkussen und Varietès abgehalten wurden. Die Vergnügungsbranche blühte in jenen Jahren regelrecht auf.

Auch in Europa gab es solche “Freakshows” auf zahlreichen Jahrmärkten, die quer durch Land zogen. Ausgestellt und vorgeführt wurden beispielsweise Kleinwüchsige, die auch gerne “Zwerge” genannt wurden, dann gab es da noch “Frauen mit Bärten” oder den berühmten “Elefantenmensch” Joseph Merrick. 1932 setzte Tod Browning mit seinem FilmFreaks” jenen Menschen ein Denkmal. In den 1930er-Jahren wurden dann derartige Schaustellungen von missgebildeten Menschen in Deutschland durch das NS-Regime verboten. 

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Die Lust am Exotischen

Die Lust am Exotischen ging so weit, dass eigene Agenten um die Welt reisten und Menschen mit Fehlbildungen suchten. Wurden welche aufgespürt, so kauften sie deren Kinder und brachten ihnen kleine Kunststücke bei. Die Ausbeutung nahm seinen Lauf und wurde immer grausamer. 

Die Geschichte der Julia Pastrana, einer “Affenfrau”, reichte weit über ihren Tod hinaus. So soll der Schausteller Theodor Lent die Kreolin mit struppigen Barthaaren sogar geheiratet haben, um sie immer an seiner Seite zu haben. Sie schenkte ihm später ein “überbehaartes” Kind, das bei der Geburt im Jahre 1860 starb. Als auch Julia Pastrana fünf Tage nach der Geburt verstarb, ließ Theodor Lent die beiden Körper einbalsamieren und im Petersburger Museum ausstellen. Als die Körper zu faulen begannen, wurden sie ausgestopft und an ein anatomisches Museum in Wien verkauft.

In Europa hingegen nahm das Interesse bald schon wieder ab und die große Ära der “Abnormalitätenschauen” war mit dem Ersten Weltkrieg fast vorbei. Viele grausam verstümmelte Soldaten kehrten aus dem Krieg zurück und die Lust an körperlich andersartigen Menschen nahm schlagartig ab. So half der armlose Zirkusartist Carl Herrmann Unthan sogar als Experte in den Lazaretten aus und brachten den Verletzten bei, mit dieser Behinderung zu leben.

The greatest Show on Earth

Der Mann, der wohl am meisten Geld mit Zurschaustellung menschlicher Fehlbildungen verdiente und seine “Abnormalitätenschau” rund um den Globus brachte, war Phineas Taylor Barnum. Er war ein Showman, Autor, Verleger, Philanthrop und auch Politiker. Er galt zudem als “König der Scharlatane”, der die Glaubwürdigkeit und den Voyeurismus der Menschen für seine Unternehmungen schamlos ausnutzte. 

1841 kaufte J.T. Barnum das American Museum, dessen “Freakshow” seinen Ruf begründete. Er führte Kuriositäten wie “Riesen”, “patagonische Frauen”, “Zwerge” und “Seeschlangen” vor. Ab 1850 machte er die Sängerin Jenny Lind zu einem großen Star und organisierte eine gigantische Tour durch ganz Amerika. 1871 eröffnete er dann das “Barnums Great Circus Museum”, dessen Menagerie über 5000 Sitzplätze aufwies. Die größte Show der Welt war geboren.

Filmtipp: Greatest Showman, Filmbiographie über P.T. Barnum, 2017, Regie: Michael Gracey; Darsteller: Hugh Jackman, Michelle Williams, Zac Efron; Verfügbar auf Netflix;

Quellennachweise: spiegel.de; p-t-barnum.de; dailymail.co.uk
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