schreibmaschine

Fräulein, tippen sie mir das ab.

Die Überschrift, “Fräulein, tippen Sie mir das ab”, erinnert an eine Aufforderung an eine Sekretärin. Der Beruf des Sekretärs wird seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Frauen dominiert. Dieser Wandel beschleunigte sich weiterhin, und heute sind fast ausschließlich Frauen in diesem Beruf tätig.

Die Aufgaben eines Sekretärs, vormals ein reiner Männerberuf, sind die Verwaltung und Kommunikation in einem Büro. Insbesondere die Korrespondenz ist ein sehr wichtiger Bereich und dazu gehört auch das Verfassen von Briefen oder das Erfassen von Diktaten. Anfangs wurden solche Niederschriften in Stenographie (Kurzschrift) aufgenommen und danach nochmals in Schönschrift verfasst. Um 1870 kamen die ersten Schreibmaschinen auf den Markt und diese veränderten den Büroalltag enorm. Nun konnten Briefe und Niederschriften mit einer Maschine in leserlicher Form erledigt werden und Sekretärinnen mußten dies nicht mehr handschriftlich abschreiben.

Zehnfingersystem


Schon bald wurde das Schreiben auf Schreibmaschinen verbessert und das Zehnfingersystem, auch als Blindschreiben bekannt, eingeführt. Von nun an war es unerlässlich für Sekretärinnen, dieses neue System zu beherrschen. Um 1900 wurde Blindschreiben erstmals als Unterrichtsfach in kaufmännischen Schulen eingeführt.

Und schon bald darauf wurden sogar erste Wettbewerbe im Maschineschreiben abgehalten. Anfänglich waren es die “Berufsmeisterschaften der Dactylographen” in den dreißiger Jahren, in den Fünfzigerjahren wurden dann erstmals “Weltmeisterschaften im Maschinenschreiben” ausgerichtet.

Erste Weltmeisterin Lore Alt in Monaco 1955


1955 fand in Monaco die erste “Weltmeisterschaft im Maschinenschreiben” statt, die bis ins Jahr 2001 alle zwei Jahre stattfand. Aufgabe war es, innerhalb von dreißig Minuten mit der mechanischen Maschine soviele Tastenanschläge wie möglich zu erreichen. Lore Alt erreichte damals 16731 Bruttoanschläge und 16311 Nettoanschläge bei 42 Fehlern. Lore Alt konnte ihren Titel noch weitere drei Mal verteidigen. 1959 war die “3. Maschinschreib-Weltmeisterschaft” [sic] in Wien zu Gast.

Schnelle Wettbewerbsschreiber schafften um die 700 Anschläge pro Minute, eine durchschnittlich geübte Sekretärin kam auf rund 300 bis 400 Anschläge pro Minute. Der Weltrekord zur damaligen Zeit konnte leider nicht genau eruiert werden, aber im Jahr 2003 erzielte Helena Matouskova bei der “Weltmeisterschaft im Tastaturschreiben” sagenhafte 955,10 Anschläge pro Minute.

Um eine kleine Zeitreise in Sachen Schreibmaschinenweltmeisterschaften zu unternehmen, empfehlen wir den französischen FilmMademoiselle Populaire”. Der Film beleuchtet das Dasein der damaligen Sekretärin Rose Pamphyle, ein fiktiver Charakter gespielt von Déborah François, und ihre Fertigkeiten und begleitet sie bis zu den Meisterschaften im Maschinenschreiben. Witzig, spannend und unheimlich nostalgisch.

Quellennachweise: typewriters.ch

Andrew Grimes

Andrew Grimes wurde in den siebziger Jahren in der Bundeshauptstadt Wien geboren. Schon in seiner Jugendzeit lauschte er gerne alten Musikstücken, interessierte sich für geschichtliche Ereignisse und erfreute sich am historischen automobilen Rennsport. Etwa 2015 begann sich seine Leidenschaft auch auf seine Lebensweise auszuwirken. Langsam änderten sich Interessen sowie Kleidungsstil, auch besuchte Andrew Grimes immer häufiger einschlägige Veranstaltungen der sogenannten Vintage-Szene.

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