Wiener Eislaufverein
Wiener Eislaufverein 1959; Foto: Bildarchiv Austria

Wintervergnügen am Eislaufplatz

Schon im 13. und 14. Jahrhundert vergnügten sich die Menschen auf dem Eis. Anfänglich noch mit Schlittschuhen aus Knochen, dazu benötigte man auch noch einen Stock, um sich fortbewegen zu können. Später wurden glatte Eisenplatten auf die Sohlen montiert. Erst im 15. Jahrhundert brachte ein niederländischer Tischlerlehrling das Metall vertikal an. Von nun an konnte man den Hilfsstock weglassen und man konnte viel schneller auf dem Eis gleiten, vor allem konnte man leichter steuern. Eislaufen war damals nur auserwählten Personen, dem Adel, vorbehalten. 

Die Anfänge des modernen Eislaufens


Im Jahr 1742 wurde in Edinburgh der erste eingetragene Eislaufverein gegründet. Wenige Jahre später wurde in London ein Handbuch für den Eiskunstlauf herausgegeben. Das Eislaufen wurde damals schon in die Disziplinen Eiskunstlauf und Eisschnelllauf unterteilt. Begründer des modernen Eiskunstlaufes war der Amerikaner Jackson Haines. Er kreierte zudem den heute bekannten modernen Eislaufschuh, bei dem die Kufen direkt an den Schuh geschraubt wurden. 

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Die Wiener Eislaufgeschichte


Auf seinen Reisen besuchte Jackson Haines, US-Meister 1864 im Eiskunstlaufen, viele europäische Städte. Im Winter 1868 beehrte er Wien und präsentierte seine Laufkünste auf dem Eislaufplatz des Wiener Eislaufvereins (WEV). Ein Jahr zuvor wurde der Wiener Eislaufverein gegründet und mietete damals eine Eisfläche auf dem ehemaligen Winterhafen des Wiener Neustädter Kanals an. Damals war die Kunst des “Schleifens” auf öffentlichem Grund verboten, was den Wiener Adel und das Großbürgertum nicht davon abgehalten hat, schon viele Jahre zuvor auf dem Wiener Neustädter Kanal und in Laxenburg eiszulaufen. 

Während das amerikanische Spinginkerl Haines mit seinem wirbelnden Schaulaufen die Massen begeisterte, weilte unter den Zusehern ebenfalls ein gewisser Herr Eduard Engelmann. Engelmann war so begeistert von dieser Sportart, dass er noch im selben Jahr auf seinem Grundstück in der Jörgerstrasse 26 durch Aufspritzen von Wasser eine Eisfläche anlegte. Er war somit der Begründer der ersten künstlich angelegten Natureisbahn, die zu damaligen Zeiten natürlich nur bei entsprechenden Witterungsverhältnissen benutzbar war.

Die erste Kunsteisbahn der Welt


1897 verstarb Papa Engelmann und sein Sohn Eduard Engelmann junior übernahm die Eisbahn. Der Junior war ein Mann mit Visionen und eröffnete am 10. November 1909 die erste Kunsteisbahn der Welt. Der Eingang der heute noch bestehenden Eisbahn befand sich damals in der Syringgasse und der Platz lag ebenerdig. Heute befindet sich der Eislaufplatz Engelmann am Dach eines Einkaufszentrums in Wien Hernals. 

Eduard Engelmann junior ließ damals auf der gesamten Fläche Rohre in Schlangenlinien verlegen. Gefüllt wurden diese Rohre mit Kältemittel, damals Ammoniak, und so konnte der Platz durch Wasserzufuhr künstlich vereist werden. Dies gelang schon damals auch bei Plustemperaturen.

Der größte Ballsaal Wiens


Zwischenzeitlich errichtete der Wiener Eislaufverein einen Pavillon, der sich bald zur großen Bühne entwickelte. Eislaufen war beliebter denn je, der Eislaufverein zählte bereits im Jahre 1870 über 1000 Mitglieder. Der Wiener Eislaufverein veranstaltete daher aufwendige Bälle, Feuerwerke und Kostümfeste. Sehen und gesehen werden war damals das Motto und so wurde auch die Kleidung ein wichtiger Teil des Eisschleifens. 

Die “Neue Freie Presse” schrieb am 12. Jänner 1896: “Wenn ein Fremder in Wien fragt, wo der größte Ballsaal zu finden ist, wo die schönsten Mädchen im gefälligsten Putz sich zu den feurigsten Weisen im Kreise drehen, wo die lebenslustige Jugend sich im Fasching austobt – man könnte nicht wahrheitsgetreuer antworten als: Beim Eislaufverein!”

Aufgrund des Bauvorhabens des Oberbaurates Otto Wagner wurde dem WEV im Jahre 1893 der Mietvertrag gekündigt. Otto Wagner begann mit dem Bau der unteren Wientallinie der Stadtbahn und just hier kollidierte das Bauvorhaben mit dem Platz des Wiener Eislaufvereins. Bis ins Jahr 1899 wurde jedoch auf dem alten Platz noch vergnügt gerutscht. Später übersiedelte der Wiener Eislaufverein auf sein heutiges Gelände, den Heumarkt. Auch dieses entstand durch Otto Wagner, denn der ließ den damals noch frei fließenden Wienfluß überwölben. Und so entstand das Gelände zwischen Johannesgasse und Lisztstraße. Im Januar 1901 wurde das neue Areal des Wiener Eislaufvereins auf dem Heumarkt feierlich eröffnet. 

Die größte Kunsteisbahn der Welt 


Nach dem Vorbild von Eduard Engelmann junior wurde das Gelände des Eislaufvereins im Jahre 1912 abermals umgebaut und so ebenfalls zur Kunsteisbahn.1924 erfolgte eine Erweiterung der Fläche von 4000m² auf 6000m², schon im Jahre 1927 sollte die Fläche abermals vergrößert werden. Mit 10.000m² Eisfläche war der Wiener Eislaufverein zu jener Zeit die größte Kunsteisbahn der Welt. Bis heute ist der WEV die Adresse Nummer Eins in Wien, wenn es um vergnügten Spaß auf dem Eis geht. 

Quellennachweise: vienna.at; geschichtewiki.wien.gv.at; 
Neue Freie Presse, N°11273, Sonntag den 12.Januar 1896; 
Wiener Vergnügen von Thomas Hofmann und Beppo Beyerl 
[ISBN: 978-3-222-13646-7];
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Andrew Grimes

Andrew Grimes wurde in den siebziger Jahren in der Bundeshauptstadt Wien geboren. Schon in seiner Jugendzeit lauschte er gerne alten Musikstücken, interessierte sich für geschichtliche Ereignisse und erfreute sich am historischen automobilen Rennsport. Etwa 2015 begann sich seine Leidenschaft auch auf seine Lebensweise auszuwirken. Langsam änderten sich Interessen sowie Kleidungsstil, auch besuchte Andrew Grimes immer häufiger einschlägige Veranstaltungen der sogenannten Vintage-Szene.

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