Die grüne Fee

Absinth
Photo: alandiaspirits; Pixabay

Geneigte Leserin, verehrter Leser, nein dies ist kein Märchen über eine grüne Fee, die irgendwo in einem verwunschenen Wald lebt. Als “Die grüne Fee”, im französischen La fée verte, ist die Wermutspirituose “Absinth”, auch “Absinthe”, bekannt. Um wohl kaum eine andere Spirituose ranken sich mehr Mythen und Märchen als um diese.

Ein Getränk mit Tradition

Absinth wurde im frühen 18. Jahrhundert im Vale de Travers, heutiger Schweizer Kanton Neuenburg, als Heilmittel hergestellt. Genauer gesagt warben im Jahre 1769 zwei Schwestern in einer Zeitungsannonce in Neuchâtel für ihr neues Heilmittel “Bon Extrait d’ Absinthe“. Es bestand aus Alkohol, Wermutkraut (artemsia absinthium), Anis, Zitronenmelisse und anderen Kräutern. Diese Rezeptur wurde später von einem Dr. Ordinaire weiter verbreitet und die Erfolgsgeschichte der “Grünen Fee” begann.

Das Heilmittel erlangte im 19. Jahrhundert in Frankreich zunehmend an Popularität, denn die Franzosen machten sich im Algerienkrieg die aufputschende Wirkung des Getränks zunutze und verteilten es an die Soldaten. Die Produktionsmengen von Absinth stiegen damit enorm.

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Die Intellektuellenszene

Wiederum in Frankreich, nur zu einem späteren Zeitpunkt, erfreuten sich vorwiegend Künstler und Intellektuelle am Genuss von Absinth. Große Namen wie Baudelaire, Manet, Verlaine, Rimbaud, Oscar Wilde, Degas, Toulouse-Lautrec, van Gogh, Gauguin und Picasso sind zu erwähnen. Sie alle sollen gerne und oft Absinth getrunken haben. Angeblich seien auch viele Kunstwerke durch die inspirierende Wirkung des Getränks entstanden sein.

La Fée Bohemian; Photo: Der Nostalgiker

Der Absatz stieg und einige Destillerien griffen zu minderwertigem Alkohol, um die benötigten Mengen Absinth überhaupt herstellen zu können. Damit geriet Absinth in ein schlechtes Licht, denn es kam zu einigen gesundheitlichen Problemen wie Erblindungen und andere mysteriöse Erscheinungen. Heute wissen wir, dass diese gesundheitlichen Probleme wirklich nur durch den minderwertigen Alkohol hervorgerufen wurden und Absinth darüber hinaus keinerlei gesundheitliche Auswirkungen auf den Körper hat. Immerhin liegt der Alkoholgehalt üblicherweise zwischen 45 und 89 Volumenprozent, demnach im oberen Bereich der Spirituosen. Damit ist also nicht zu scherzen.

Der unverantwortliche Umgang mit Absinth führte letztendlich im Jahre 1914 zu einem Konsumationsverbot in Frankreich, darauf folgend in fast allen Ländern in Europa, ja sogar auf der ganzen Welt. Erst im Jahre 1998 legalisierte die europäische Union die Produktion und den Vertrieb von Absinth wieder. Ab 2005 durfte Absinth auch in der Schweiz wieder produziert und vertrieben werden.

Das traditionelle Absinth-Ritual

Traditionell, also nach der französischen Methode, wird Absinth mit Wasser verdünnt getrunken. Zum einen verdünnt Wasser die hochprozentige Spirituose und macht sie verträglicher und zum anderen entfaltet Absinth durch Zugabe von eiskaltem Wasser seine ätherischen Öle. Beachten Sie bitte, es handelt sich hier, je nach Marke und Sorte um hochprozentigen Alkohol, schon ein oder zwei Gläser Absinth können zu körperlichen Beeinträchtigung führen!

Man nehme ein Absinthglas und fülle zwei bis vier Zentiliter Absinth ein. Danach bestückt man den Absinth-Löffel mit einem Stück Würfelzucker. Anschließend wird kaltes Wasser hinzugefügt. Ursprünglich geschah dies mittels einer Absinth-Fontäne, eine schlichte Wasserkaraffe tut es aber auch. Das Wasser wird ganz langsam, aus großer Höhe und in einem möglichst dünnen Strahl über den Zuckerwürfel in das Glas gegossen. So erhält man die perfekte Trübung (Louche) des Absinths. All seine Aromen entfalten sich dadurch und der Trinkgenuss kann sogleich beginnen.

Anleitung für das klassische Absinth Ritual; Video: absinth-alandia.de

Neben dem traditionellen Ritual gibt es aber auch noch das “Böhmische Ritual”, welches vielleicht sogar bekannter ist. Beim böhmischen Absinth-Ritual wird der Zuckerwürfel auf dem Löffel angezündet, dabei schmilzt und karamellisiert der Zucker und tropft so in das Glas. Das sieht zwar sehr spektakulär aus, ist aber weniger ratsam, denn guten Absinth zündet man nicht an. Sie trinken ja auch keinen guten Rotwein mit Coca Cola! Zudem zerstört das Feuer die Aromen von Absinth und ist überdies auch noch gefährlich. Ein echter Absintheur trinkt seinen Absinthe mit Wasser und niemals mit Feuer.

À ta santé!

Quellennachweise: absintheur-guide.de; speechling.com; museeabsinthe.com

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