alte Menschen sitzen auf einer Bank

Stirbt der Dialekt aus?

Immer wieder liest und hört man vom Aussterben gewisser Dialekte, ja gar über das Sterben des österreichischen Deutsch wird gemutmaßt. Nun, wir können Sie beruhigen – zwar sind aktuell rund 2000 Sprachen von weltweit rund 6000 Sprachen vom Aussterben bedroht, dies umfasst direkt aber keine Dialekte. Dialekte verändern sich, wie sich auch Sprachen verändern können, sterben damit aber nicht immer gleich gänzlich aus. 

Wenn Sprachen sterben

Grundsätzlich sterben Sprachen dann aus, wenn die Menschen, die sie sprechen, verschwinden. Bei kleineren Sprachgemeinschaften kann hierzu schon eine Katastrophe oder ein Völkermord reichen. Häufiger ist es jedoch so, dass Sprecher ihre Sprache zugunsten einer prestigeträchtigen Mehrheitssprache aufgeben.

Weiters sind Sprachen dann bedroht, wenn sie nicht mehr an zukünftige Generationen weitergegeben werden. Der Sprachtod tritt dann ein, wenn Kinder die betroffene Sprache nicht mehr sprechen. Beispielsweise starb so die gallische Sprache aus. Sie wurde in Frankreich bis ins 3. Jahrhundert nach Christus gesprochen und wurde dann vollständig von der Mehrheitssprache Latein verdrängt. In Deutschland gilt aktuell das Ostfriesische und das Sorbische als vom Aussterben bedrohte Sprache.

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Heast, Oida!

“Heast, Oida”, hört man in Wien immer seltener. Grund dafür ist, dass immer mehr junge Menschen den Dialekt ablegen und lieber Hochdeutsch sprechen. Sprachwissenschaftler Manfred Glauninge relativiert jedoch, dass österreichische Dialekte nicht vom Aussterben bedroht seien. Sprachen und Dialekte seien dynamisch und daher im stetigen Wandel. 

Doch das Wienerische ist mehr betroffen als jeder andere österreichische Dialekt. Dies liegt, so Manfred Glauninge, an den Verkehrswegen. In Gegenden mit schlechten Verkehrswegen, beispielsweise im hochalpinen Bereich, zeigen sich Dialekte weniger dynamisch. Ein gutes Beispiel dafür ist Vorarlberg. Im “Ländle” ist der Dialekt für junge Menschen aufgrund der Sozialisierung eine Selbstverständlichkeit. 

Ein flaches Land, offen, mit Wien als großer Stadt mit enormer Bedeutung, spielt bei der Entwicklung des Dialektes eine wesentliche Rolle. Zudem kommen neue Kommunikationsmöglichkeiten hinzu, nämlich das Internet. Egal ob man in Tirol oder Manhattan sitzt, man ist immer online und kommuniziert miteinander. So verändert und vereinheitlicht sich die Sprache langsam.

Die Vielfalt der Dialekte

Die Vielfalt der österreichischen Dialekte wurde durch verschiedenste Einflüsse geprägt. Als typisch wienerische Worte gelten ja beispielsweise “Haberer” und “Beisl”, diese stammen aber ursprünglich aus dem Jiddischen. “G’spusi” oder “Bassena” wandeln sich hingegen vom Italienischen ab. Migranten haben in der Geschichte der österreichischen Sprache immer schon eine wichtige Rolle gespielt. So schrieb schon Wolfgang Schmeltzl im Jahre 1549 in seinem “Lobspruch der hochlöblichen weitberümbten khünigklichen Stat Wieñ in Osterreich”, welche Sprachen er am Lugeck vernehmen konnte: „Hebreisch, Griechisch und Lateinisch, Teutsch, Frantzösisch, Türkisch, Spanisch, Behaimisch, Windisch, Italianisch, Hungarisch, guet Niderlendisch, Naturlich Syrisch, Crabatisch, Rätzisch, Polnisch und Chaldeisch.“ [sic]

Auch heute verändern sich unsere Sprache und unsere Dialekte durch die Migration anderer Kulturen und Sprachen. Vor allem der Einfluss der größten Zuwanderergruppe in Österreich sei nicht zu unterschätzen. Das sind die Deutschen.

Quiz erstellt von Der Nostalgiker mit GoConqr

Quellennachweise: spiegel.de; vienna.at; duden.at
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Andrew Grimes

Andrew Grimes wurde in den siebziger Jahren in der Bundeshauptstadt Wien geboren. Schon in seiner Jugendzeit lauschte er gerne alten Musikstücken, interessierte sich für geschichtliche Ereignisse und erfreute sich am historischen automobilen Rennsport. Etwa 2015 begann sich seine Leidenschaft auch auf seine Lebensweise auszuwirken. Langsam änderten sich Interessen sowie Kleidungsstil, auch besuchte Andrew Grimes immer häufiger einschlägige Veranstaltungen der sogenannten Vintage-Szene.

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