Die Geschichte der Pornographie

Geschichte Pornographie

Die erotische Darstellung gibt es, seit es die Menschheit gibt. Man fand bereits Abbildungen in den Höhlen von Lascaux aus der Steinzeit und auch in matriarchalischen Hochkulturen wurde Geschlechtsverkehr in Form von Riten und Kulten öffentlich zur Schau gestellt. Das Kamasutra von Vatsyayana gilt als das älteste Sexuallehrbuch der Geschichte und ist mit zahlreichen Sexualstellungen in Wort und Bild geschmückt. Darstellungen von Kopulationen in jeglicher Konstellation lassen erkennen, dass eine abgebildete Sexualität zum Alltag gehörte und auch nichts Verwerfliches war. Erst mit dem Zerfall des Römischen Reiches und der Erstarkung des Christentums wurde Sexualität gänzlich aus der Öffentlichkeit verbannt. Laut der Kirche sollte Sex nur in der Ehe und nur zur reinen Fortpflanzung stattfinden.

Der Ursprung der modernen Pornographie

Abgesehen von den sexuellen Darstellungen in der Antike, wird der Ursprung der “modernen Pornographie” in der italienischen Renaissance und in Folge auch in der frühen Neuzeit Frankreichs und Englands gesehen. Der Begriff “Pornographie” ist etwas schwer zu definieren, da es immer ein wenig davon abhängt, wo sie beginnt und was sie ausmacht. Die Pornographie ist also keine konkrete Sache, sondern ein Konzept. Die frühe Neuzeit kannte jedoch das Wort “Pornographie” noch nicht. Das was heute gemeinhin als Pornographie zu verstehen ist, nämlich die explizite Abbildung und Darstellung sexueller Praktiken und Geschlechtsteile mit der Absicht, sexuell zu stimulieren, würde nämlich nur einen Teil der damaligen sexuellen Abbildungen ausmachen. 

Etymologisch stammt dieses Wort aus der griechischen Sprache und setzt sich aus den Worten “pornos” [πορνοσ] für Hurer beziehungsweise “porne” [πορνε] für Dirne und “graphein” [γραφειη] für schreiben zusammen. Ursprünglich waren damit also lediglich Schriften zur Prostituiertenfrage und das Schreiben über Prostitution gemeint.

Bislang beschäftigte man sich nur mit der Prostitution und Geschlechtskrankheiten, erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts begannen Forscher, sich mit der Sexualität im wissenschaftlichen Rahmen zu interessieren. Bis in die 1930er Jahre waren dies aber hauptsächlich keine Historiker, sondern Mediziner und Anthropologen, die sittengeschichtliche Aufsätze und Bücher verfassten. In den 1960er und 1970er Jahren änderte sich dies mit der sexuellen Revolution deutlich. Vor allem französische und englische Historiker begannen, sich der Sexualgeschichte als eigenes Feld anzunehmen. Als bahnbrechend gelten die Theorien von Michel Foucault, der die Macht der Diskurse in den Mittelpunkt stellte und dazu aufrief, mehr an der sozialen Konstruktion der Sexualität zu forschen. Parallel dazu kritisierten auch die Homosexualitäts- sowie die Feminismusbewegungen die allzu biologische Begründung der Sexualität.

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Pornographie in der Neuzeit

Wie oben bereits erwähnt sind die Anfänge der modernen Pornograpie in die Früh-Renaissance Italiens zurückzuführen. Die neue Literaturgattung der Novelle läutete durch ihre unverblümte Direktheit ein neues Zeitalter ein. Als dessen Begründer wird der bekannte Dichter und Schriftsteller Giovanni Boccaccio genannt. Sein Hauptwerk “Il Decamerone”, das bereits 1358 veröffentlicht wurde, ist auch heute noch eines der bekanntesten erotischen Werke überhaupt. Neben den Novellen entstanden auch sogenannte Schwankerzählungen, die sich durch ihren Witz und ihre Derbheit eines immer größer werdenden Publikums erfreuten. Der berühmteste frühe Vertreter dieser Gattung war Poggio Bracciolini, genannt „Il Poggio“. Die Verbreitung anrüchiger Literatur gelang – bei großem Interesse – schon vor der Erfindung der Druckpresse, doch die Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg wurde zur bahnbrechenden Erfindung, wovon natürlich auch die Pornographie profitierte. 

Als der wichtigste Vertreter der frühen Pornographie kann Pietro Aretino gesehen werden, der oft als “erster pornographischer Dichter der Neuzeit” bezeichnet wird. Während die Literatur bis jetzt Worte wie Schwanz oder Fotze nicht kannte, da die Dichter dies meist umschrieben, nutzte Aretino diese Wörter ganz gezielt. Zudem schrieb der Dichter seine Sonette nicht auf Latein sondern auf Italienisch, was zu diesem Zeitpunkt völlig neu war und ihn eindeutig zu einem Dichter des Volkes machte. Anbei ein Auszug aus Aretinos zweitem Gedicht:

`Steckt mir den Finger in den Arsch, mein Herr,
Und schiebt stückweis euren Schwanz hinein,
Seid frohen Muts und hebt mir dieses Bein,
Dann treibt es und vergesst nur Ruf und Ehr
Sowohl als auch ist mein Schwanz geneigt
Erst in die Fotze, dann in den Arsch zu stecken,
Mir zum Glück und euch zur Seligkeit´“

Die Französische Revolution

Die ersten französischen Werke entstanden ganz in der Tradition der italienischen Renaissance. Anfänglich waren sie sehr stark an die bestehenden italienischen Werke angelehnt. So skandalträchtig diese Novellensammlungen in den Anfängen der französischen Pornographie auch waren, sie verschwanden aufgrund der späteren weitaus obszöneren Geschichten für längere Zeit vom Büchermarkt und wurden erst im 18. Jahrhundert mit zahlreichen Kupferstichen versehen wieder neu aufgelegt.

In den Wirren der Französische Revolution und in den lapidaren Zensurgesetzen schaffte es Marquis de Sade seine Werke zu verbreiten. Der Inhalt seiner Romane zeigt vermutlich eindringlich genug, warum Sade für viele Jahre im Gefängnis saß. 1791 erschien das erste Werk “Justine ou les Malheurs de la vertu”, 1796 folgte dann die skandalöse Fortsetzung “Histoire de Juliette, ou les Prospérités du Vice”. Analverkehr, Sadomasochismus, Gruppenorgien, Infizierungen und Lustsklaven sind nur ein Bruchteil der obszönen Inhalte seiner Romane. Mit welcher Grausamkeit und mit welchem Egoismus seine Figuren ihren Willen durchsetzten, war jedoch ganz neu für die damaligen Leser. Das egoistische Individuum, die Lust am Schmerz des Anderen und der Sieg des Bösen über das Gute, sind die Hauptmerkmale in seinen Romanen.

Am Ende des 18. Jahrhunderts ist Frankreich und besonders Paris voll von pornographischen Schriften, die man an jeder Ecke erwerben kann.

England und der Puritanismus

Zur Zeit Boccaccios gab es auch den englischen Dichter Geoffrey Chaucer, der nach einer Florenzreise mit seiner berühmten Dichtung “The Canterbury Tales” zurückkehrte. Grundsätzlich kam damals alle Verruchtheit für die recht puritanischen Engländer aus Frankreich. So ist es herzuleiten, dass die Geschlechtskrankheit Syphilis auch “französische Krankheit” genannt wurde. Durch das Ende der puritanischen Herrschaft Oliver Cromwells und der Thronbesteigung des liberalen Charles II. im Jahre 1660 erwachte diese Kunst zu neuem Leben in London. Zudem war der König auch gerne in Paris und lernte dort das ausschweifende französische Leben kennen.

Erste pornographische Werke in englischer Sprache waren mehr politische Satire-Pamphlete als erotische Romane. Weltbekannt und auch als bahnbrechend tituliert ist wohl das pornographische Theaterstück “Sodom: or The Quintessence of debauchery” aus dem Jahre 1684.

Ebenso erweiterten sich in England die Formen des gedruckten Schrifttums gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Vor allem Zeitungen und Zeitschriften ergänzten von nun an den Büchermarkt. Die gebildete Mittelschicht begann auch in Kaffeehäusern und in anderen öffentlichen Räumen zu diskutieren und sich auszutauschen. Die ersten englischen Gesetze versuchten deswegen mit Steuern diese Flut der Pornographie aufzuhalten.

Der weitere Siegeszug der Pornographie

Der weitere Siegeszug der Pornographie ist wohl allen bekannt. Ab dem 19. Jahrhundert konnte sie durch den Photoapparat revolutioniert werden. Diese Entwicklung setzte sich freilich fort, als man im 20. Jahrhundert durch Film und Fernsehen der Pornographie noch weiteren Raum gab. Heute stehen wir durch das Internet vor einer immensen Fülle an pornographischem Material. Wir sind viel freier im Konsum als je zuvor und haben eine riesige Auswahl an Kategorien und Unterkategorien. Befürworter sehen Pornographie als sexuelle Revolution, diese Entwicklung hat aber auch zahlreiche negative Seiten. Von Seiten der Medizin wird heute auch von einer Pornographiesucht (Internetsucht) gesprochen. Auch Wissenschaftler stellen sich längst die Frage, wie das in der Zukunft weitergehen soll, denn die Erotik könnte dadurch sterben. Andere wiederum beruhigen, dass diese Filme mit der Realität nicht viel gemeinsam haben und sich die Menschen daher im wahren Leben nach Romantik und Erotik sehnen. Vielleicht sind diese Diskussionen aber auch völlig unbegründet.

Quellenangaben: Masterarbeit “Die Anfänge der Pornographie in der Frühen Neuzeit am Beispiel Italiens, Frankreichs und Englands” von Isabelle Pachta-Reyhofen, BA;
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