Wiener Originale: Die wilde Wanda

Prostituierte
Beispielbild, Photo: pixabay.com

Gertrude “Wanda” Kuchwalek war bekanntermaßen “Wiens einziger weiblicher Zuhälter” in den 1970er-Jahren. Sie war bei allen unter dem Spitznamen “Wilde Wanda” bekannt und sorgte stets für Schlagzeilen. Sie ist tief mit der Wiener Unterwelt verbunden und gilt bis heute als Kultfigur in Wien.

Kindheit und frühes Leben

Gertrude Kuchwalek wurde im Jahre 1947 als Tochter einer Schlangentänzerin geboren. Ihren Vater, ein russischer Besatzungssoldat, lernte sie nie kennen. Schon mit sechs Jahren zog sie mit dem fahrenden Volk mit und kam später in ein Erziehungsheim in Wiener Neustadt. Dort soll sie laut eigenen Aussagen angeblich das erste Mal vergewaltigt worden sein. Nicht nur von Männern, sondern auch von Frauen. Damals entdeckte sie schon die Vorliebe zum weiblichen Geschlecht. Eine rothaarige Prostituierte namens “Winnetou” soll sie in diese Art der Liebe eingeführt haben und sie begann bald darauf diese Zuneigung aktiv auszuleben. 

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Die Wilde Wanda unter männlichen Strizzis

Ende der 1960er-Jahre kam sie zum ersten Mal mit dem Rotlichtmilieu in Berührung, in dem sie sich zunächst selber ihren Unterhalt als Prostituierte verdiente. Später siedelte sie sich rund um den Prater an und gründete ein eigenes Unternehmen mit vorwiegend jungen bisexuellen Frauen, die für sie anschaffen gingen. Mit einigen dieser Mädchen pflegte Gertrude selbst sexuellen Kontakt. Die “Wilde Wanda” ließ sich von niemandem etwas sagen und lebte nach ihren eigenen Regeln. Wandas Motto lautete: ”Entweder du kriagst oder du teilst aus.” Sie trat stets mit großem Selbstbewusstsein auf und trug immer einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd mit Stehkragen und Cowboymasche sowie Cowboystiefel und Schlapphut.

Die Gegend um den Wiener Prater und am Gürtel war in den 1970er-Jahren geprägt von Straßenstrich und Prostitution. Eine Domäne von männlichen Zuhältern, wie der “Rote Heinz” (Heinz Bachheimer), “Der Oide” (Franz Altmann), “Waldi” (Waldemar Gehmayer) und Freddy Rabak, dominierte hier. Sie alle trafen sich regelmäßig im “Cafe Elvira” in Wien-Donaustadt und betrieben freilich allesamt einschlägige Etablissements. Und in ausgerechnet dieses von Männern dominierte Rotlichtmilieu stürzte sich als erste Frau die junge Wanda hinein. Und es gelang ihr.

Sie prügelte sich schon recht früh und am liebsten mit Männern. Sie nahm sich dazu immer diverse Gegenstände wie Aschenbecher oder Bierkrüge als Waffe. Später trug sie auch Messer und Schusswaffen bei sich. Ebenso brachte sie eine Stahlrute, die stets in ihren Stiefeln versteckt war, zum Einsatz. Diese wurde später zu ihrem Markenzeichen. Seit jeher kursieren die schrägsten Geschichten über die lesbische Revoluzzerin.

In einem Nachtlokal soll sie beispielsweise einem Mann mit dem Revolver die Uhr vom Handgelenk geschossen haben. Oder aber bei einer Verhandlung dem Richter die Zunge gezeigt haben. 

Die Wilde Wanda und die Kieberei

Mit 14 Jahren landete Gertrude das erste Mal im Gefängnis. Mit zwanzig Jahren konnte sie bereits zehn Vorstrafen vorweisen und später wies ihr Strafregister gefährliche Drohungen und mehrfache schwere Körperverletzungen auf. Eine ihrer Aussagen vor Gericht lautete wie folgt: “Wenn mi wer sekkiert, könnt i eam mit lachendem G`sicht umbringen.

Im Jahr 1972, wieder einmal im Gefängnis, gelang es ihr, zwei Justizwachebeamtinnen zu einem Liebesspiel zu verführen und sie gefügig zu machen. Die beiden Beamtinnen wurden wegen Amtsmissbrauch zu je fünf Jahren Haft verurteilt und Gertrude wegen Anstiftung zu weiteren zehn Jahren. 1973 bat Gertrude nach vier Jahren Haft wegen schwerer Nötigung, Körperverletzung und Zuhälterei ihren Richter: “Lassen S´mi außi, i kumm eh wieder … lochen S´ned, so is des.

Im “Wirtshaus Goller” in Floridsdorf stach Wanda dem Stammgast und stadtbekannten Stänkerer Alfred V. ein Messer in den Hals. Ihm war wohl nicht klar, wem er da lästig wurde. Er trat nämlich dem heißgeliebten Pitbull Terrier namens  “Lady” von Gertrude in den Bauch. Eine andere typische Anekdote handelt von ihrer Geliebten Inge Marchi – eine alte Zellenbekanntschaft, blond und sehr nett. Nach ein paar gemeinsamen Monaten beendete Inge die Beziehung und zog sich zurück. 

Wanda wollte ihren Frust in Barcadi-Cola ertränken, rief später betrunken bei Inge an und warf ihr wüste Drohungen an den Kopf. Daraufhin rückte die Wiener Polizei zu Wandas Wohnung in der Engerthstrasse aus, als wolle sie einen russischen Mafiaring sprengen. Laut Polizeiprotokoll vom Einsatz: “die Funkstreifen “Sektor 6” und “Sektor 7”, die Sonderkommandos “Wega 95, Wega 59 und Wega 400” sowie ein “Tassowagen” (Hundestaffel).” 

Das Ende der Wilden Wanda

Später wurde Gertrude Kuchwalek etwas ruhiger. Sie legte sich einen neuen Hund zu, nachdem “Lady” verstorben war, und trank mit alten Freunden gerne. Sie war in die Jahre gekommen und Abwechslung bot nur der ORF, wenn er wieder einmal bei ihr anklopfte und um ein Interview mit der “Wilden Wanda” bat. Auch Inge, ihre alte Liebe, meldete sich ab und an wieder, so wie zu Weihnachten 1995. 

Das Ende folgte dann in einer kalten Jännernacht. Ein Treffen mit Inge, viele Worte und noch mehr Alkohol. Am Heimweg schlug Wanda zweimal zu, worauf Inges Oberlippe platzte. Und wieder einmal saß Wanda in Untersuchungshaft. 

Wanda Kuchwalek verstarb am 04.09.2004 im 58. Lebensjahr in Wien. Sie liegt heute am Stammerdorfer Zentralfriedhof in der Gruppe 42, Reihe 6, in Grab 34 begraben. Sie hinterließ weder Kinder noch Verwandte und war am Ende mittellos. 

Im Übrigen benannte sich die 2012 gegründete Wiener Pop-Band “Wanda” nach Wanda Kuchwalek.

Quellennachweise: wiener-online.at; derstandard.at; krone.at
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