Wiener Originale: Waluliso

Waluliso
Waluliso am Stephansplatz 1983; Photo: Wikipedia Commons

Wohl gibt es kaum einen Wiener, der “Waluliso” nicht kennt, und ihn in früheren Jahren nicht selbst auch angetroffen hat. Nur mit einem weißen Schurz bekleidet, einem Laubkranz auf dem Haupt und einem Stab in der Hand, streifte der selbsternannte Friedensapostel durch die Straßen Wiens. Vornehmlich war er in der Inneren Stadt anzutreffen.

Früheres Leben

Ludwig “Wickerl Anton Weinberger kam am 2. Juli 1914 unter sehr ärmlichen Verhältnissen zur Welt. Er wuchs in Wien Ottakring auf und erlernte später das Handwerk des Buchbinders. Er wurde im Zweiten Weltkrieg zur Wehrmacht eingezogen und im Kampf verwundet. Danach arbeitete er als selbstständiger Handelsvertreter. Zuletzt war er Schildermaler und unterhielt auch ein kleines Geschäftslokal, bevor er als der wohl weltbekannte “Waluliso” auftrat. Und “Waluliso” kam in der Tat viel in der Welt herum. In seiner weißen Toga bereiste er beispielsweise Genf, Reykjavik oder Moskau. Auch schüttelte er viele prominente Hände, wie die von Yasser Arafat und Eduard Schewardnadse. Sogar Prinz Charles und Prinzessin Diana, die 1986 Wien besuchten, sollen von dem seltsam gekleideten Mann beeindruckt gewesen sein.

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Wasser, Luft, Licht, Sonne

1986 änderte er seinen Namen offiziell auf “Waluliso”, der sich aus den ersten beiden Buchstaben der folgenden Wörter ergibt: Wasser, Luft, Licht und Sonne (WA LU LI SO). Unter diesem Motto sammelte er in den 1970er-Jahren Unterschriften für die Erhaltung des Erholungsraums Donauinsel und brachte es damit auf über 100.000 Unterschriften. In den 1980er-Jahren flanierte der Friedensaktivist in sein Leintuch gehüllt gerne über die Kärntnerstraße und auf dem Stephansplatz umher. Natürlich traf er nicht immer auf Gegenliebe und wurde oft auch als “Spinner” abgetan, was ihn aber nicht von seinem Weg abbrachte. Bescheiden lebte er zu jener Zeit in einer Neun-Quadratmeter-Wohnung in Wien Margareten, die er in seinen letzten Jahren dann kaum noch verließ. Seine letzten Lebensmonate verbrachte er im Pensionistenheim auf der Schmelz. 

Im Jahre 1998 wurde dem wandelnden Wiener Wahrzeichen sogar ein kleines Museum auf der Donauinsel gewidmet. Diese Erinnerungsstätte befand sich in drei Auslagenfenstern des inzwischen längst nicht mehr existierenden Sportgeschäftes “Schu Ski”. Zu sehen waren Dokumente und kleine Objekte, die “Waluliso” während seiner Apostellaufbahn zusammengesammelt hatte.

Der damalige Bürgermeister Helmut Zilk würdigte bei der Eröffnung dieser Ausstellung den prominenten Wiener: “Er war ein Botschafter des Guten und Schönen, aber natürlich war er verrückt. Nur ein Verrückter kann so leben.” “Waluliso” war eine Bereicherung für Wien gewesen: ”Eine Stadt, die sich nicht todernst nimmt, braucht solche Originale.

Waluliso” verstarb am 21. Juli 1996 und wurde in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof bestattet . Seinen Grabstein hat “Waluliso” noch selbst entworfen. Heute erinnert zudem noch die “Walulisobrücke” beim Kraftwerk Freudenau an den Wiener Friedensapostel.

Quellennachweise: geschichtewiki.wien.gv.at; diepresse.com; derstandard.at

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