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Die goldenen Zwanziger

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Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde aus dem Kaiserreich eine Republik. Nach einigen Krisenjahren folgte eine Hochzeit, die heute als die “Goldenen Zwanziger” bekannt ist [im englischen “The roaring Twenties”]. In Österreich wurde unter Bundeskanzler Ignaz Seipel durch Auslandskredite und rigorose Spar- und Sanierungsmaßnahmen die Inflation gestoppt. Mit dem Schilling wurde zeitgleich eine neue stabile Währung eingeführt. In Deutschland führte man im Jahre 1923 die Rentenmark ein,  und im Jahre 1924 kam die Reichsmark hinzu. Auch hier stoppte die Inflation sofort. Die Wirtschaft erholte sich – ein wirkliches Konjunkturhoch folgte aber erst in den Jahren 1926 bis 1928.

Städte werden zu Metropolen


Die Menschen suchten in den Städten nach Arbeit und einem besseren Leben. Die Folge war akute Wohnungsnot, worauf die Städte reagierten und den Wohnbau förderten. In der Weimarer Republik beispielsweise wurden Städte wie Berlin oder Leipzig zu internationalen Metropolen. Wie Josephine Baker im Bildband “Es wird Nacht im Berlin der Wilden Zwanziger” so schön zitiert wird: ”Vom Kurfürstendamm aus gesehen, wirkt die Stadt auf mich wie ein funkelndes Kleinod; abends glänzt sie in einer Pracht, wie Paris sie nicht kennt.” 

Aufgrund des damaligen wilden und lasziven Nachtlebens sind die Zwanzigerjahre auch unter dem Begriff “Die wilden Zwanziger” bekannt. Es wird Absinth getrunken und zu Charleston getanzt, Frauen schneiden sich die Haare kurz und legen aufwendige Wasserwellen. Hosenanzüge und flaches Schuhwerk wurden nun ebenso für Frauen salonfähig wie auch das Rauchen in der Öffentlichkeit. All dies symbolisierte die neu empfundene Gleichstellung zwischen Mann und Frau. Aber auch Schwule und Lesben konnten nun endlich ein leichteres Leben führen. Zu jener Zeit soll es alleine in Berlin über 170 Klubs und Kneipen für Homosexuelle gegeben haben.

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Der Tanz auf dem Vulkan


Das seinerzeit aufblühende Kulturleben ist es, was den “Goldenen Zwanzigern” ihren heutigen Ruf verschafft. Nach dem Krieg waren die Menschen wieder zuversichtlich und lebensfroh. Es entstanden in allen Städten Europas Kaffeehäuser, Theater und Varietés. Auch Kinos entwickelten sich langsam zur Massenunterhaltung. In Deutschland und Österreich wurde in diesem Jahrzehnt auch der Achtstundentag eingeführt und es gab die neue Urlaubsregelung. So hatten die Menschen auch wieder mehr Zeit für Freizeitaktivitäten.

Ebenso konnten sich durch gute Arbeit viele Menschen Luxusgüter wie Grammophone leisten. Die Plattenindustrie und Tonaufnahmestudios erlebten einen regelrechten Aufschwung. Auf Konzerten wurden die großen Stars gefeiert und unzählige Aufnahme entstanden so für die Produktion von Schellackplatten.

Das bittere Ende


So schnell wie die “Goldenen Zwanziger” begonnen hatten, so plötzlich endeten sie auch. Am Donnerstag, den 24. Oktober 1929 [Black Thursday], kam es in New York zum folgenreichsten Börsenkrach der Geschichte. Durch die Zeitverschiebung ging dieser Tag in Europa als “schwarzer Freitag” [Black Friday] in die Geschichte ein. Die Kurse fielen ins Bodenlose und erreichten erst im Sommer 1933 den absoluten Tiefpunkt (Dow Jones mit nur 41 Punkten). Die daraus resultierenden sozialen Konflikte sorgten für politische Radikalisierungen und dies wiederum gipfelte letztendlich im Nationalsozialismus. Und das verheerende Ende dieser Geschichte ist wohl jedem bekannt. 

Beliebt wie noch nie


Hundert Jahre nach den “Goldenen Zwanzigern” sind eben diese heute wieder beliebter als je zuvor, denn es waren wohl die freizügigsten und zwanglosesten Zeiten in der Geschichte. Nun feiern wir das Jahr 2020 und unzählige Veranstaltungen werden uns in den nächsten Jahren an diese “gute alte Zeit” erinnern. 

Wenn auch Sie den Lebensstil dieses legendären Jahrzehnts mögen, laden wir Sie sehr herzlich in unsere Facebookgruppe “Die wilden 2020” ein. Ebenfalls können wir Ihnen das Buch “Es wird Nacht im Berlin der Wilden Zwanziger” von Boris Pofalla und Robert Nippoldt ans Herz legen. Wenn Sie lieber durch bewegte Bilder unterhalten werden, dann sollten Sie sich die Serien “Babylon Berlin”, “Peaky Blinders” oder “Broadwalk Empire” ansehen.

Quellennachweise: mdr.de; geschichte-oesterreich.com; rotbewegt.at;
Es wird Nacht im Berlin der Wilden Zwanziger - Boris Pofalla 
und Robert Nippoldt [ISBN-13: 978-3836563192]; 
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Andrew Grimes

Andrew Grimes wurde in den siebziger Jahren in der Bundeshauptstadt Wien geboren. Schon in seiner Jugendzeit lauschte er gerne alten Musikstücken, interessierte sich für geschichtliche Ereignisse und erfreute sich am historischen automobilen Rennsport. Etwa 2015 begann sich seine Leidenschaft auch auf seine Lebensweise auszuwirken. Langsam änderten sich Interessen sowie Kleidungsstil, auch besuchte Andrew Grimes immer häufiger einschlägige Veranstaltungen der sogenannten Vintage-Szene.

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