Österreichische Mördergeschichten – Jack Unterweger

Jack Unterweger, Wald
Photo: Michal Renčo, Pixabay;

Der Frauenmörder Jack Unterweger wurde im Knast zum Schriftsteller und kam aufgrund gesellschaftlichen Drucks nach 16 Jahren Haft wieder frei. Er mordete danach weiter. Dennoch übt er bis heute auf viele Personen eine Faszination aus.

Johann “Jack” Unterweger wurde am 16. August 1950 in Judenburg geboren. Sein Vater war ein US-Soldat, der nie zu seinem Sohn stand, seine Mutter war eine Wiener Prostituierte. Sie musste ins Gefängnis, als der kleine Johann gerade einmal zwei Jahre alt war. So kam der Bub in die Obhut seines Großvaters in Kärnten. Johann Unterweger wuchs in einem rauen Milieu auf, er soll mit seinem Opa auch öfter auf Diebestour gegangen sein. 

1966 folgte die erste Verhaftung wegen Diebstahls in St. Veit. Er fasste einige Tage Haftstrafe aus und wurde zudem für ein Jahr in die Bundesanstalt für Erziehungsbedürftige in Kaiserebersdorf eingewiesen. Nach seiner Entlassung hielt er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Er arbeitete beispielsweise als Kellner, wurde später auch Zuhälter und fiel immer wieder durch diverse Diebstähle und Gewaltdelikte gegen Frauen auf. 

Der erste Mord

In einer kalten Dezembernacht im Jahre 1974 war Jack Unterweger mit einer Freundin in Hessen unterwegs. Sie waren auf dem Weg zu den Eltern der jungen Frau. Kurz vor Mitternacht begegnen die beiden zufällig einer Freundin von Unterwegers Begleiterin: Margret Schäfer. 

Sie steigt ins Auto. Nach kurzer Fahrt hält Unterweger den Wagen an und fesselt die 18-jährige Mitfahrerin mit dem Gürtel ihres Mantels. Er und seine Begleiterin gingen daraufhin in die Wohnungen der gefesselten Margret Schäfer, stahlen Bargeld und Kleidung. Auf dem weiteren Weg nach Herborn biegt Jack Unterweger in einen Waldweg ab. Rund eine Viertelstunde später kommt Unterweger alleine aus dem Wald zurück. Während der Weiterfahrt nach Frankfurt wirft seine Freundin die Stahlrute, an der die Haare von Margret Schäfer kleben, aus dem Fenster des fahrenden Wagens. 

Am 1. Juni 1976 urteilen die Geschworenen: Mord. Jack Unterweger bekommt lebenslang und wird in der Justizanstalt Stein in Österreich inhaftiert.

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Der Häfnpoet

Der damals eher ungebildete Jack Unterweger – er hatte keinen Hauptschulabschluss – fing an, sich im Gefängnis weiterzubilden. Er begann zu lesen und später auch zu schreiben. Er gründete sogar einen eigenen Verlag und gab die Literaturzeitschrift “Wortbrücke” heraus. Zunehmend mutierte er zum von der Gesellschaft angesehenen “Häfnpoeten”. Sein autobiografischer Roman “Fegefeuer oder die Reise ins Zuchthaus” verschaffte ihm noch mehr Gehör und damit konnte er auch bedeutende Personen aus der Kulturszene für sich gewinnen. 

Schon bald wurde eine Petition für seine Freilassung gestartet. Als Musterbeispiel einer erfolgreichen Resozialisierung wurde Jack Unterweger letztendlich im Mai 1990 auf Bewährung freigelassen – nach 15 Jahren und vier Monaten Haft. 

Sein Roman machte ihn richtig berühmt und seine Gedichte berührten viele Menschen. Nach seiner Entlassung veranstaltete er Leseabende und war auch auf Schickeria-Parties ein gern gesehener Gast. Frauen umschwärmten ihn und er bekam sogar Jobangebote als Journalist. Er schrieb weitere Romane und auch Theaterstücke und verdiente viel Geld damit. 

Der Gejagte

Wenige Wochen nach seiner Freilassung ereignete sich eine Serie an Prostituiertenmorden in Österreich. In Graz, Lustenau und Wien verschwanden Prostituierte. Die Ermittler tappten im Dunkeln. Das Morden geht weiter. Auch in Prag gab es Opfer. Auffallend war, daß Jack Unterweger zum Tatzeitpunkt stets in der Nähe war – bald geriet er in Verdacht, diese Morde begangen zu haben. Er wird zum Gejagten. 

Der Täter ging bei den Handlungen immer gleich vor: Er lockte seine Opfer in eine abgelegene einsame Gegend, fesselte diese im Zuge von Sexspielen und strangulierte sie letztendlich mit ihrer eigenen Unterwäsche. Auffällig war der “Henkersknoten”, der in die Mordwerkzeuge geknotet wurde.

Bis zur Ausstellung des Haftbefehles verging noch einige Zeit. Außerdem fehlten wichtige und nötige Beweise. Jack Unterweger war sogar selbst noch als Reporter unterwegs und berichtete über diese mysteriösen Frauenmorde, auch interviewte er den damaligen Chef der Wiener Kriminalpolizei, Hofrat Max Edelbacher. Für eine Radiosendung reiste er sogar nach Los Angeles, wo er seine letzten Opfer umgebracht haben soll. Das Spiel mit der Polizei begann. 

Am 13. Februar 1992 erließ das Landesgericht Graz einen Haftbefehl. Es folgt eine spektakuläre Flucht nach Miami mit seiner damaligen Freundin Bianca Mrak. Jack Unterweger wird in einem Postamt in Miami verhaftet. Es werden ihm elf Morde an Prostituierten zur Last gelegt: vier in Wien, zwei in Graz, eine in Lustenau, eine in Prag und drei in Los Angeles. Es gab niemals Augenzeugen, und der Täter benutzte stets ein Kondom. Die Beweise waren also rar, doch ein Haar des Opfers aus Prag wurde Unterweger zum Verhängnis. Man fand es in seinem Auto. 

Die Verurteilung

Unterweger kam in Graz in Untersuchungshaft. Vertreten wurde Jack Unterweger damals von der jungen angehenden Juristin Astrid Wagner. Sie besuchte ihn fast zwei Jahre lang in der U-Haft. Schon nach einigen Wochen fühlte sich Wagner an den des mehrfachen Mordes Beschuldigten emotional so gebunden, dass sie sich auch von ihrem damaligen Freund getrennt hatte. “Er war ein Filou, er war ein Frauentyp, und es hat schon beim ersten Besuch ein feines Flirten gegeben”, sagte Astrid Wagner in einem späteren Interview.

Klar ausgesprochen wurden die Gefühle allerdings erst gegen Schluß, als beide bereits wussten, dass dieser Prozess nicht gut ausgehen würde. Sogar eine Hochzeit stand im Raum, um einen “guten Eindruck auf die Geschworenen zu machen”, doch Jack Unterweger lehnte damals ab.

Am 20. April 1994 fing am Grazer Landesgericht der Prozess gegen Jack Unterweger an. Der Andrang war groß. Viele hielten ihn damals für unschuldig, für ein Opfer der Justiz, andere sahen den grausamen Frauenmörder in ihm. Sein Auftritt glich einer Show – im dunkelgrauen Anzug erschien er vor Gericht. Er wirkte sehr seriös und lächelte allen Anwesenden zu. Acht Geschworene entschieden damals beim wohl aufsehenerregendsten Kriminalfall Österreichs. In seinem Plädoyer sagte Unterweger:

„Meine Damen und Herren Geschworenen, wir sind jetzt für die nächsten zwei Monate zusammen, und ich möchte kein steriler Schauspieler sein. Ich möchte es mit Ihnen so haben wie im Kaffeehaus. Falls Sie Fragen haben, stellen Sie sie bitte, und ich werde Ihnen auf alles, wirklich alles, Antwort geben. Sehen Sie, ich habe den großen Vorteil, dass ich nichts zu verbergen habe, da ich nicht der Mörder bin. Wenn Sie mich bei einer Lüge erwischen, dann verurteilen Sie mich.“

Am 29. Juni 1994 wird Jack Unterweger schuldig gesprochen. Nur wenige Stunden nach seiner Verurteilung begeht Unterweger in seiner Zelle in der Justizanstalt Graz-Jakomini Suizid. Er erhängte sich mit genau dem Knoten, den er auch den Prostituierten um den Hals gelegt hatte. Das Urteil gegen Unterweger erlangte aufgrund seines Todes nie die Rechtskraft.

Quellennachweise: bmi.gv.at; ndr.de; news.at; “Fegefeuer oder die Reise ins Zuchthaus” von Jack Unterweger (1992), [ISBN: 978-3453059467];
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