Koyaanisqatsi – Das Leben im Ungleichgewicht

Koyaanisqatsi
Bild aus dem Film Koyaanisqatsi

Im Dezember 2020 haben wir einen historischen Punkt in der Menschengeschichte erreicht. Die Masse aller existierenden menschengemachten Strukturen überstieg die weltweite Biomasse. Schon im Jahre 1982 schufen Regisseur Godfrey Reggio und Komponist Philip Glass das filmische Meisterwerk “Koyaanisqatsi”. Ganz ohne Dialoge und Personen kommt dieser Streifen aus. In imposanten Zeitraffer- und Zeitlupensequenzen präsentiert er Landschaften und hektische Metropolen. Dieser Experimentalfilm dokumentiert damit das kontinuierliche Auseinanderdriften von Mensch und Natur. Vierzig Jahre nach seiner Uraufführung ist es nun so weit gekommen, die Welt befindet sich in einem Ungleichgewicht. 

Ein historischer Wendepunkt

Koyaanisqatsi” stammt aus der Sprache der Hopi in Arizona und bedeutet soviel wie “Leben im Ungleichgewicht”. Unsere Welt befindet sich also nun an einem historischen Wendepunkt, sie ist aus dem Ungleichgewicht. Alle von Menschen errichteten Strukturen wiegen ab jetzt nämlich mehr als die gesamte Biomasse unseres Planeten. 

Angefangen hat wohl alles vor rund 12.000 Jahren. Der Mensch wurde sesshaft und begann sich eine Zivilisation aufzubauen. Er begann damit, die weltweit pflanzliche Biomasse durch Landwirtschaft und Entwaldung zu halbieren. Einst bestand unser Planet aus zwei Teratonnen (2.000 Milliarden Tonnen) Pflanzen, heute nur noch aus rund einer Teratonne. Dem gegenüber steht eine gewaltige anthropogene Masse, nämlich alle von Menschenhand geschaffenen Gebäude, Straßen, Maschinen und sonstige Dinge aus dem täglichen Leben. Auch die Weltbevölkerung wird langsam zum Problem, sie wuchs exponentiell heran. Alle 20 Jahre verdoppelte sich das Gesamtgewicht dieser Strukturen!

Das Ergebnis einer solchen Studie wurde vom Fachjournal “Nature” vorgestellt und es gibt beängstigende Einblicke in diese Entwicklungen. Durchgeführt wurde diese Studie vom Weizmann-Institut für Wissenschaft und analysiert dabei die Veränderungen der Biomasse und anthropogener Masse und ihre Entwicklung von 1900 bis heute. 

Bei anthropogenen Massen handelt es sich um Gebäude, Straßen, künstlich hergestellte Aggregate (beispielsweise Schotter oder Erden), gefolgt von Kunststoffen, Glas, Metallen und viele weiteren  Materialien. Alle fünf Jahre liegt der Zuwachs dieser Dinge bei etwa 30 Gigatonnen. Zur besseren Veranschaulichung: jede Woche werden pro Mensch mehr als sein eigenes Körpergewicht an künstlichen Objekten hergestellt.

Reklame

Das Land wird brennen und Ozeane werden kochen

Die Hopi warnen im FilmKoyaanisqatsimit der prophetischen Vorhersage:

Wenn wir wertvolle Dinge aus dem Boden graben, laden wir das Unglück ein. Wenn der Tag der Reinigung nah ist, werden sich Spinnweben hin und her über den Himmel spannen. Ein Behälter voller Asche wird vom Himmel fallen, der das Land verbrennt und die Ozeane zum Kochen bringt.

Ob diese Weisheiten der amerikanischen Ureinwohner sich bewahrheiten, werden wir erst wissen, wenn es zu spät ist. Es sagt einem aber auch der einfache Menschenverstand, dass dieses beschleunigte Wachstum für uns Menschen kein gutes Ende nehmen könnte.

Koyaanisqatsi [1982] in ganzer Länge auf Vimeo:

Quellenangaben: weizmann.ac.il; derstandard.at; en.wikipedia.org; youtube.com
Reklame

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffntlicht.

Schaufenster

Kategorien

Ebenfalls interessant