Österreichische Mördergeschichten: Die Bestie von Steyr

Alfred Engleder - Getreidefeld
Photo: Henry Gartley, Pixabay;

Alfred Engleder lauerte seinen Opfern – nämlich jungen hübschen Frauen – mit dem Fahrrad auf, attackierte diese mit einem Maurerfäustel, um sie anschließend zu vergewaltigen. Der kleine Mann mit nur 1,58 m Körpergröße fühlte sich Zeit seines Lebens von Frauen hintergangen und betrogen.

Alfred Engleder wurde am 18. Jänner 1920 geboren. Seine Kindheit verlief schwer. Seine Eltern ließen sich scheiden, als der kleine Alfred vier Jahre alt war. Er kommt anschließend in ein Waisenhaus in Gosau. Schon sehr früh entwickelte der Bub boshafte Züge. Es folgt der Aufenthalt in einem strengen Erziehungsheim in Gleink. Danach nahm er einige Lehrstellen in der Umgebung von Linz an, bis er 1939 schließlich zur Wehrmacht eingezogen wurde. Er geriet in russische Gefangenschaft, aus der er im September 1945 entlassen wurde. 

1948 lernte er seine erste Frau kennen, die Ehe ist jedoch nur von kurzer Dauer. Schon bald begegnet er seiner Geliebten Berta K. 1951 lässt er sich von seiner ersten Frau scheiden und noch im selben Jahr bringt seine Geliebte ein gemeinsames Kind zur Welt. Die beiden heiraten daraufhin. Ein weiteres Kind wird geboren und die Ehe verläuft bisweilen recht gut. In seinem Heimatort wird er als fleißiger Arbeiter und fürsorglicher Familienvater angesehen. Noch ahnte niemand von Engleders gestörtem Verhältnis zu Frauen.

Das erste Verbrechen

Sein Hass auf Frauen begleitete ihn durch seine ganze Kindheit und Jugend. Auch zu seiner Mutter hat er eine äußerst schlechte Beziehung. Er gab immer Frauen die Schuld an allem. Eine Schwester im Kinderheim machte er für seine kleine Körpergröße verantwortlich. Sie gab ihm angeblich zu wenig zu essen. Auch an seiner Arbeitsstelle beschuldigte er Kolleginnen, sie hätten ihn bei der Firmenleitung verraten. Alfred Engleder verfolgte diese Frauen mit großem Hass.

Den Hammer schon in der Tasche wartete er eines Tages vergeblich auf eine der besagten Ex-Arbeitskolleginnen. Als diese nicht auftauchte, kam Engleder auf die makabere Idee, doch einfach eine andere Frau niederzuschlagen. Für ihn waren sowieso alle Frauen gleich. Und so kam es am 31. Juli 1951 zu seinem ersten Verbrechen. Er griff die Hilfsarbeiterin Elfriede K. aus Grünberg mit einem Maurerfäustel an und verletzte sie schwer. Zehn Mal schlug er auf sie ein, bis ein zufällig vorbeifahrender Motorradfahrer Alfred Engleder in die Flucht schlagen konnte. Das Mädchen überlebte. Engleder ging nach der Tat nach Hause und wusch das Blut von seinen Händen.

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Vier Jahre später

Am 23. August 1955, also etwa vier Jahre nach seinem ersten Verbrechen, fuhr er abends der Krankenschwester Margarete B. mit dem Fahrrad nach. Er agierte nach demselben Schema wie vor vier Jahren,  griff sie mit einem Maurerfäustel an und schlug auf sie ein. Gott sei Dank konnte Alfred Engleder sein grausames Werk nicht vollenden, er wurde von einem herannahenden Auto gestört und flüchtete. 

Als er durch die Medien mitbekam, dass die Gendarmerie “im Dunkeln tappe”, verlieh ihm dies eine trügerische Sicherheit. Am 6. November 1955 überfiel er Gertrude B.-L., die ebenfalls mit einem Fahrrad unterwegs war. Auch hier gelingt es ihm nicht, sein Opfer zu überwältigen und sexuell zu missbrauchen. Die Frau wehrte sich heftig und ihre gellenden Hilferufe schlugen Alfred abermals in die Flucht. 

Sein erster Mord

Nur vier Tage nach dem Angriff auf Gertrude B.-L. beging er seinen ersten Mord. Alfred Engleder irrte rastlos umher und suchte neue Opfer. Am Abend des 10. November 1955 lief ihm die Krankenschwester Margarete F. über den Weg. Als diese an ihm vorbeiging, sprang er auf sein Fahrrad und verfolgte sein Opfer. Er näherte sich von hinten und schlug wieder mit einem Maurerfäustel zu. Die Krankenschwester fiel zu Boden. Engleder versteckte eilig sein Fahrrad, lief wieder zu seinem Opfer und versuchte, dieses auf die andere Straßenseite zu schleifen. Margarete F. begann zu schreien, woraufhin Alfred Engleder ihr den Mund zuhielt. Abermals schlug er auf die wehrlose Frau mit seinem Hammer ein. Als sich das Mädchen nicht mehr rührte, ließ er von ihr ab.  

Und weiter zerrte und schleifte er sein Opfer über den Boden. Dabei übersah er einen Abgrund hinter sich und stürzte mitsamt der Krankenschwester etwa drei Meter ab. Alfred Engleder rappelte sich wieder auf, das Opfer kam wiederum zu Bewusstsein und schrie. Panisch stopfte der Täter dem Opfer einen Wollstrumpf als Knebel in den Mund und schlug erneut brutal auf sie ein. Wenig später erwacht Margarete F. abermals aus ihrer Ohnmacht und fleht um ihr Leben. Und wieder, immer wieder, schlug Engleder auf die Frau ein. Bis sie sich nicht mehr rührte. Danach zog er sie aus und verging sich an ihr.

Er verlässt den Tatort und fährt seelenruhig in seine Werkstatt.

Der falsche Verdächtige

Am 15. November 1955 berichteten die lokalen Tageszeitungen vom Fund einer Frauenleiche. Es handelte sich dabei um die 25-jährige Diplom-Krankenschwester Margarete F.. Zwei Tage darauf wird bereits von einem Erfolg in dieser Mordsache berichtet. Verdächtigt wird der 38-jährige Narkosearzt Dr. H.. Trotz seines Leugnens sprechen viele Indizien gegen den Mann – vor allem die Tatsache, dass er mit der jungen Krankenschwester ein Verhältnis hatte, obwohl er verheiratet und Vater eines vier Monate alten Babys war.

Für den Abend des 10. November hat er zudem kein Alibi. An diesem Abend war Dr. H. mit Margarete F. verabredet, erschien aber aufgrund einer längeren Operation erst verspätet. Er konnte seine Geliebte nicht mehr antreffen. Er begegnete nur einem Mann mit einem Fahrrad. Mehrere Indizien genügten der Polizei, um den Anästhesisten zu verhaften. Die Beamten gehen davon aus, dass Dr. H. einen Sexualmord vorgetäuscht habe, um sein wahres Motiv zu verschleiern. Steyr hat seinen Skandal.

Ein halbes Jahr bleibt der Arzt in Untersuchungshaft. Danach wird das Verfahren aus Mangel an Beweisen eingestellt. Nichtsdestoweniger bleibt in der Bevölkerung ein leiser Zweifel, ob nicht doch er der Mörder des jungen Mädchens sein könnte.

Das Morden geht weiter

Es vergehen gut eineinhalb Jahre, bis in der Umgebung von Steyr wieder eine junge Frau vermisst wird. Am 11. Juni 1957 fand der eigene Bruder die Leiche von Herta F. – einer jungen Hilfsarbeiterin – in einem Weizenfeld bei Sierning. Die Frau wurde furchtbar verstümmelt und mit 15 Hammerschlägen hingerichtet. Todesursache: “Zertrümmerung des Schädels und dadurch verursachte Quetschungen des Gehirns”.

Dieser Fall erinnerte sehr an den Fall Margarete F.. Und genau deshalb wurde auch wieder Dr. H. einvernommen. Er hatte für die Tatzeit allerdings ein Alibi. Zwei weitere Verdächtige, nämlich Helmut M. und Walter L., werden festgenommen. Die beiden waren eng mit Herta befreundet. Dann geschah etwas Sonderbares, Helmut M. gestand vor der Gendarmerie den Mord an Herta F.. Noch sonderbarer wurde es aber, als am 15. Juni 1957 ein Brief bei der Gendarmerie eintraf, geschrieben vom Mörder der jungen Frau.

Ich bin der Mörder!

Ich erlebte am Pfingstmontag eine schwere Enttäuschung mit einem Mädchen, das ich sehr gerne hatte. Ich hatte eine große Wut. Ich betrank mich mit der Absicht, bei Einbruch der Dunkelheit in die Gegend hinauszufahren, um die nächstbeste Frau, die mir unterkommt, niederzuschlagen. Ich fuhr nach Grünberg. Bei Anbruch der Dunkelheit wieder zurück bis Pichlern, mit der Absicht Richtung Sierning - Bad Hall. Beim Ortseingang von Sierning stieg ich ab, um meine Notdurft zu verrichten. In der Nähe sah ich zwei Frauen und einen Mann stehen. Kurz darauf sah ich den Mann und ein Mädchen in den Ort gehen und ein Mädchen allein einen anderen Weg gehen. 

Ich fuhr an den Zaun heran, dort stand ein kleines Häuschen. Hinter einem lebenden Zaun versteckte ich das Rad. Dann ging ich mit schnellen Schritten dem Mädchen nach. Ich hatte bei mir einen 2 1 /2 kg-Hammer, auf einer Seite eine Spitze, auf der anderen Seite stumpf. Als ich fast auf gleicher Höhe mit ihr war, schlug ich mit dem Hammer auf ihren Hinterkopf Sie sank sofort lautlos zu Boden. Ich schleppte sie in das Getreidefeld, und da kam sie zu sich. Ich wollte noch einmal zuschlagen, aber sie wehrte sich sehr. Sie war sehr stark. Ich brachte sie zu Boden, stopfte ihr mit Aufbietung meiner ganzen Kraft und Wut einen Fetzen in den Mund, dann habe ich sie vergewaltigt. Als ich fertig war, wollte sie mich nicht mehr auslassen, es kam zu einem schweren Ringkampf, in dessen Verlauf ich ihr mit der Spitzseite des Hammers einen kräftigen Hieb auf den Kopf gab. Dann ließ ihre Kraft nach. Ich gab ihr noch einige Schläge, missbrauchte sie noch einmal, schleppte sie noch ein Stück, stopfte den Knebel noch besser, deckte sie mit Halmen zu und verschwand. 

Auf dem Weg zu ihr und von ihr begegnete mir kein Mensch. Nächsten Tag vor Arbeitsbeginn ging ich in die Kirche mit der Absicht, zu beichten. In meiner Eile vergaß ich in einer Bank die rote Handtasche des Mädchens. Darin war Taschentuch, Kamm, Sonnenbrille, Lippenstift, Geldbörse mit Foto und Karte mit dem Namen des Mädchens. Das Tuch zum Knebel stammt aus den Fetzen, die ich in den SteyrerWerken zum Werkteile-Reinigen ausfasste. Das Motiv der Tat ist grenzenloser Hass und Wut gegenüber den Weibern wegen einer schweren Liebesenttäuschung.

Der Mörder

Am selben Tag geschah noch ein weiteres Verbrechen. Die 21-jährige Verkäuferin Herta S. geht abends nach einem Kinobesuch nach Hause. Auf einer einsamen Straße kommt der jungen Frau ein Mann, der sein Fahrrad schiebt, entgegen. Nichtsahnend passiert sie den Mann. Er fuhr ihr nach, holte sie von hinten ein und wenige Sekunden später schlug er mit dem Maurerhammer auf sie ein – Alfred Engleder. Herta S. konnte sich nach dem ersten starken Schlag dem Täter zuwenden und einem weiteren Schlag ausweichen. Sie schrie und wehrte sich nach Leibeskräften. Der brutale Unbekannte forderte sie auf, ihm sexuell zu Diensten zu sein. Und wieder durch einen großen Zufall kam ein Motorradfahrer vorbei, der der jungen Frau zu Hilfe eilte. Er konnte den flüchtenden Täter leider nicht einholen und stellen. 

Die herbeigerufenen Beamten konnten eine Armbanduhr und das Fahrrad sicherstellen. Auch die Tatwaffe, ein Maurerfäustel, wird gefunden. Es war klar, dass der Sexattentäter wieder zugeschlagen hatte. Eine Großfahndung wurde eingeleitet und tatsächlich erkannte ein Kaufmann aus Sierning die Uhr wieder. Er gab den Beamten den Namen und eine Beschreibung des Käufers bekannt. Alfred Engleder!

Rasch machte sich die Polizei zur Wohnung des Täters auf, traf dort aber nur seine Frau an. Diese bestätigte aber, dass die gefundene Uhr ihrem Mann gehörte. Auch für die Tatzeit kann seine Frau ihm kein Alibi geben. Alfred Engleder sei am 15. Juni erst gegen Mitternacht nach Hause gekommen und gleich darauf wieder verschwunden. Seitdem hat seine Frau ihn nicht mehr gesehen. Nun stand es fest – der gesuchte Mann war Alfred Engleder.

Die Festnahme

Engleder blieb jedoch vorerst verschwunden, bis eines Tages wieder der Zufall Regie führte. Im niederösterreichischen Ort Niederfladnitz, nahe der tschechischen Grenze, meldeten einige Arbeiterinnen dem Förster einen Mann, der sie mit einem Fernglas beobachtet haben soll. Der Förster stellt den Mann zur Rede. Engleder weigerte sich zwar, sich auszuweisen, ließ sich aber anstandslos auf die nächste Wache bringen. Er gestand, der gesuchte Alfred Engleder zu sein und legte auf dem kleinen Posten in Pleißing ein umfangreiches Geständnis ab. Er erzählte von seinen Verbrechen und Morden, und auch wie sich sein unbändiger Hass auf Frauen entwickelt hat.

Zwischen dem 4. und 9. März 1958 fand die Hauptverhandlung gegen die “Bestie von Steyr” statt. Psychiater attestierten Alfred Engleder “sadistische Züge” und “ausgeprägte Geltungssucht”. Obwohl er als Sexualtäter bezeichnet wurde, waren sexuelle Triebbefriedigungen nicht das Hauptanliegen seiner Taten. Es ging ihm vielmehr darum, seine Opfer zu quälen und zu vernichten. Die Geschworenen sprachen Alfred Engleder des Mordes an Herta F., der Notzucht mit tödlichem Ausgang an Margarete F. und der Vergewaltigung seiner vier anderen Opfer schuldig. Der Urteilsspruch lautete auf lebenslangen schweren Kerker. 

Messerattentat auf die Bestie

Obwohl Alfred Engleder zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, kam er nach 26 Jahren wieder frei. Am 31. Juli 1991 öffneten sich für den damals schon 71-jährigen die Gefängnistore. Er wurde von den Padres des Wiener Schottenstiftes aufgenommen und sollte dort seinen Lebensabend verbringen. Bald nach seiner Entlassung lernte er die Prostituierte Sonja P. kennen. Die Frau zog zu Alfred E. ins Stift. Doch die Beziehung ging nicht lange gut, schon bald kam es immer öfter zu Streitereien. Am 8. April 1993 kam es abermals zum Streit zwischen den beiden. Sonja bittet Alfred unter einem Vorwand, ihr ein Messer zu geben. Alfred Engleder reicht ihr ein etwa 20 Zentimeter langes Küchenmesser und legt sich auf das Bett. Die junge Sonja P. witterte ihre Chance und rammte ihm das Messer in den Rücken. Danach lief sie davon, kehrte noch einmal in die Wohnung zurück, um Geld zu holen. 

Alfred Engleder gelingt es, sich aufzuraffen und aus der Wohnung zu kriechen. Er wurde gefunden, in das AKH Wien gebracht und notoperiert. Zwischenzeitlich lernt Sonja P. einen anderen Mann kennen und beschließt, mit ihm in Engleders Wohnung zu übernachten. Als sie zu besagter Wohnung kam, waren bereits Beamte anwesend. Sie flüchtete und konnte wenig später gefasst werden. Knapp einen Monat später starb Alfred Engleder an seinen schweren Verletzungen.

Es war wohl eine Fügung des Schicksals, dass der einstige Frauenmörder ausgerechnet durch die Hand einer Frau sein Ende fand.

Quellennachweisen: nachrichten.at; friedhoefewien.at/verstorbenensuche; Mord: Die spektakulärsten Mordfälle Österreichs (2005) von  Andreas & Regina Zeppelzauer, [ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3853652152];
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