Österreichische Mördergeschichten – Werner Kniesek

Werner Kniesek

Werner Kniesek wurde 1946 in Salzburg geboren und wuchs als uneheliches Kind auf. Er war bereits als Jugendlicher auffällig geworden, schwänzte oft die Schule und lief mehrmals von zuhause weg. Später wurde er zum Serienmörder und ging aufgrund seiner Taten als einer der gefährlichsten Straftäter in die österreichische Kriminalgeschichte ein.

Der Beginn seiner Verbrechen

Schon als Jugendlicher begann Werner Kniesek zu stehlen und beging andere kleinere Verbrechen. Seinen Vater hatte er nie kennengelernt, und seine Mutter war mit dem Buben wohl maßlos überfordert. 1962 attackierte Werner Kniesek seine Mutter mit einem Messer – grundlos, wie es schien. Später wurde analysiert, dass es sein genereller Hass auf Frauen war, der ihn zu dieser Tat getrieben hatte. Jedenfalls stahl er nach der Tat das Geld seiner lebensgefährlich verletzten Mutter und flüchtete nach Deutschland. Wenig später wurde er in Hamburg verhaftet und nach Österreich überstellt. Seine Mutter überlebte den Angriff, bei dem ihr lebensgefährliche Verletzungen zugefügt wurden.

Nach zwei Jahren Jugendhaft wegen versuchten Mordes an seiner Mutter wurde Kniesek im Jahre 1966 wieder entlassen. Und schon bald fiel er in sein altes Muster zurück. Er begann wieder zu stehlen und verübte neuerdings auch Einbrüche. Seinen seit Jahren bestehenden triebhaften Sadismus und den Drang, andere Menschen zu töten, verlor Kniesek all die Jahre nicht. So schoss er 1972 mitten in Salzburg eine 73-jährige Frau nieder. Auch hier – wie es schien – völlig motivlos. 

1973 ging er wegen Mordversuchs abermals hinter Gitter.  Seinen Drang Personen zu töten, beschrieb er später einmal so: Starke Kopfschmerzen im Stirnbereich, gelber Schein vor Augen, der immer greller wurde, und eine Stimme in mir sagte ‚Ich muss jemanden langsam qualvoll töten’, eine zweite Stimme sagte ‚nein!’“

Kurz vor der frühzeitigen Entlassung

Werner Kniesek soll im Gefängnis illegal Schnaps hergestellt und sich damit Geld verdient haben. Bestätigt wurde diese Annahme jedoch nicht. Im Januar 1980 sollte Kniesek in einem Monat wegen guter Führung vorzeitig entlassen werden. Es wurde ihm deshalb ein dreitägiger Hafturlaub genehmigt. Er sollte sich Arbeit suchen und notwendige Erledigungen abwickeln. Scheinbar bereitete er sich darauf vor, er ging also mit einem Vorsatz hinaus.

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Werner ging “spielen”

Am 15. Januar 1980 war ein großer Tag. Seit langem schnupperte er wieder die Luft der Freiheit. Der 33-jährige Werner Kniesek fuhr nach Wien und quartierte sich dort in eine kleine Pension ein. Er besorgte sich einen schwarzen Aktenkoffer, Mullbinden, Klebeband und eine Schreckschusspistole. 

Am 16. Januar drang er in Hietzing in zwei Häuser ein, nachdem aber niemand zuhause war, verließ er diese wieder. Er fuhr mit dem Zug nach St. Pölten. Warum, wusste niemand und auch Werner Kniesek konnte sich bei einer späteren Einvernahme nicht mehr erinnern. Er kannte im Raum St. Pölten niemanden und auch die Umgebung war ihm völlig fremd. Gegen 15 Uhr lässt er sich in St. Pölten mit einem Taxi in die Nobelgegend fahren. Der Taxler setzte ihn am Kupferbrunnberg ab. Kniesek gab sich als Teppichvertreter aus und läutete bei einigen Häusern. Eine Dame öffnete eines der Häuser, glücklicherweise hatte sie einen Hund an ihrer Seite, daher ging Werner weiter. Bei einem weiteren Haus entdeckte Kniesek im ersten Stock einen Mann am Fenster. Er drang in das Haus ein und wie sich später herausstellte, handelte es sich bei dem Mann um den an den Rollstuhl gefesselten Walter Altreiter. Von ihm erfährt Werner, dass auch die Mutter und die Schwester in diesem Haus lebten und derzeit einkaufen seien. 

Das Martyrium

Besagte Frauen kamen beide gegen 18 Uhr vom Einkaufen zurück. Werner Kniesek erwartete die beiden schon mit gezückter Pistole. Anschließend fesselte er sie auf Stühlen im Wohnzimmer und gab ihnen bereits jetzt schon zu verstehen, dass er sie alle töten werde.

Danach begann er die Frauen zu quälen und zu misshandeln. Die Tochter Ingrid entkleidete er vor den Augen der Mutter, fesselte sie mit verschiedenen Gegenständen und schlug sie währenddesseni mehrmals. Die herzkranke Mutter wurde dabei bewusstlos – Kniesek erlaubte der Tochter Ingrid Altreiter, ihr ihre Medikamente zu geben. Das geschah nicht aus Mitleid, sondern nur mit der Absicht, dass Werner diese Frau seelisch weiter quälen konnte. Auch das Flehen der Frauen hatte auf den Sadisten keine Wirkung. Er betonte abermals, dass er sie alle töten würde und als Beweis dafür erwürgte er gegen 20 Uhr die Hauskatze der Familie.

Abends ließ Werner Kniesek Ingrid Kaffee kochen und trank sogar eine Schale mit ihr. Gegen 23 Uhr erdrosselte er vor den Augen der beiden Frauen den Sohn und Bruder Walter. In einem späteren Verhör kommentierte Werner Kniesek dies wie folgt: Ich fand an diesem Anblick, vor allem auch an jenem der Frauen, die ich als Zuseher genötigt hatte, Gefallen.

Das Martyrium ging unaufhörlich weiter. In den nächsten Stunden misshandelte er Ingrid mit Schlägen, Hieben und brennenden Zigaretten. Gegen zwei Uhr morgens erdrosselte er die Mutter vor den Augen ihrer Tochter. Danach schleifte er die 23-jährige Frau in den Keller und band sie an die Heizungsrohre. Noch weitere drei Stunden sollen ihre Qualen andauern. Um etwa 5 Uhr erwürgte Werner Kniesek Ingrid Altreiter mit einem Kabel.

Er verstaute die Leichen im Mercedes der Familie und säuberte das Haus. Bis heute sind die Beamten und Sachverständigen irritiert, wie penibel der Tatort gereinigt wurde. Damals war kein Blut zu finden, keine Leichen und auch sonst keine Spuren. Nur die Stelle im Keller, an der er Ingrid gefesselt hatte, die übersah Werner damals. Die Stelle war vom Staub befreit.

Gegen 8 Uhr verließ Kniesek an jenem Tag das Haus. Er öffnete einem Nachbarn noch das Gartentor. Mit dem Auto der Familie Altreiter fuhr er zunächst nach Karlstetten, wo er im Gasthaus Lind ein Frühstück zu sich nahm. Knieseks nervöses Verhalten sei einigen Leuten aufgefallen, auch dass er am Tisch seine dicken Handschuhe nicht ausgezogen hatte, fiel dem Wirten auf. Er erstattete bei der Gendarmerie Anzeige und nannte das auffällige St. Pöltner Kennzeichen des Mercedes, mit dem Werner Kniesel seit der Tat unterwegs gewesen war. 

Die Fahndung hat begonnen

In Folge wurde eine Fahndung nach dem Auto ausgegeben. Das Haus der Altreiters wurde ab dem frühen Nachmittag observiert. Auch die Nachbarn zeigten sich zu diesem Zeitpunkt schon besorgt, immerhin waren auch die Jalousien noch immer heruntergelassen. 

Gegen 16 Uhr stieg Kriminalinspektor Franz Schweighofer in das Haus ein. Er hatte ein eingeschlagenes Fenster entdeckt und sich von Nachbarn eine Leiter besorgt. Im Haus war es stockfinster, Franz Schweighofer konnte aber nichts Auffälliges entdecken. Pelzmäntel lagen auf der Couch, eine Kaffeekanne stand auf dem Wohnzimmertisch. Mit entsicherter Waffe durchkämmte Schweighofer das gesamte Haus. Er fand den Rollstuhl des Sohnes und einen einzelnen Handschuh der Mutter auf dem Boden im Windfang. Obwohl alles friedlich schien, vermutete der Kriminalbeamte bereits schreckliches. Auf der Dienststelle meldete er das Fehlen von drei Personen.

Das Haus der Altreiters wurde abgeriegelt und streng bewacht, eine Rückkehr des Täters war nicht auszuschließen. Einer der Beamten, Joe Summerer, erinnert sich an die damals sehr angespannten Stunden. Im Haus wurden Beamte und Hundeführer platziert, um für eine mögliche Rückkehr des Täters gewappnet zu sein. In Gedanken gehen die Beamten alle möglichen Szenarien durch: Was, wenn er eine Waffe hat? Wer drückt als erster ab!?

Um zwei Uhr Früh läutete im totenstillen Haus das Telefon. Summerer sprang auf und hob den Hörer ab. Es waren Kollegen. Das Auto wurde in Salzburg gefunden und Werner Kniesek war zu diesem Zeitpunkt bereits verhaftet worden. Die Aktion im St. Pöltner Haus wurde abgebrochen, der Täter war gefasst.

Gegen Mitternacht fanden nämlich Salzburger Kollegen den Mercedes, und als Werner Kniesek zum Auto zurückkam, hielten sie ihn an. Mit dem Schlüssel wurde der Kofferraum geöffnet, der Mercedes hing am Heck auffällig weit nach unten. Ganz oben fand man Plüschdecken und unter ihnen befanden sich die drei Leichen. Sogar das tote Kätzchen lag darin. Kniesek wurde verhaftet.

Anfänglich leugnete Werner Kniesek noch alles. In der kleinen Zelle versuchte er, sich zweimal selbst umzubringen – einmal durch Erhängen, das zweite Mal durch das Aufbeißen der Pulsadern. Beide Versuche wurden vereitelt. Am nächsten Tag, den 18. Jänner 1980, legte er ein erstes Geständnis ab, welches er am 19. Jänner noch detaillierter wiederholte.

Die Verhandlung

Etwa drei Monate später kam es zur Verhandlung gegen den Mörder. Staatsanwalt Dr. Lanzrath erinnerte sich: Das Geständnis war da, so betrachtet war alles klar. Das Eindrucksvollste war das Plädoyer des Verteidigers Dr. Hofbauer, der gebeten hat, dass alle aufstehen und eine Schweigeminute für die Opfer abhalten. Ich selbst hab im Plädoyer darauf hingewiesen, dass Kniesek wie eine Naturkatastrophe über die Familie Altreiter hereingebrochen ist.[sic]

Richter Dr. Rudolf Eckelhart spricht beim Prozess auch die unbeschreibliche Kaltblütigkeit Knieseks an: A Kaltblütigkeit ham’s schon, da ham’S drei Leichen im Auto und dann sprechen’S no an Polizisten an und fragen’S um a Zeitung.[sic]

Nach fünf Stunden wurde Werner Kniesek zu lebenslanger Haft und einer Einweisung in eine Anstalt für abnorme Rechtsbrecher verurteilt. Im Schlusswort verweist Werner Kniesek auf einen Brief aus dem Jahre 1972, in dem er einen Psychiater um eine Untersuchung gebeten hatte. Hätte man ihm damals schon Gehör geschenkt, so hätte die Tat in St. Pölten nicht geschehen können. Das Fatale daran war, dass Werner Kniesek während seiner Haftstrafen über seine Fantasien und Gefühle in Briefen geschrieben hatte. Offensichtlich hatte diese Briefe aber nie jemand gelesen oder ernst genommen. In den Achtzigerjahren ist der Hafturlaub, besonders im Hinblick auf den Fall Kniesek, ein großes Thema in der Justiz. 

In einer späteren Pressekonferenz nahm Justizminister Christian Broda zum Fall Kniesek Stellung. Es wurde dabei betont, wie wichtig eine wissenschaftliche und ärztliche Beratung im Strafvollzug sei. Weiter bemerkte er, wäre Werner Kniesek nach dem 1. Januar 1975 verurteilt worden, hätten sich seine späteren Verbrechen wohl nicht ereignet. Denn zu jenem Zeitpunkt wurde nämlich der Begriff der Unzurechnungsfähigkeit so erweitert , dass Werner Kniesek und andere Täter in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher untergebracht worden wären. Da es in Österreich keine rückwirkenden Gesetze gibt, konnten gefährliche Häftlinge wie Kniesek nicht nachträglich in den Maßnahmenvollzug aufgenommen werden. 

Werner Kniesek sitzt seit 1980 in der Justizanstalt Stein. Der mittlerweile 76-jährige wird dort auch noch den Rest seines Lebens verbringen. 

Quellennachweise: austria-forum.org; dasmfg.at; noen.at; de.wikipedia.org
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