Magyarische Mythologie

Hunor és Magor die legendären Zwillingspatriarchen.

Wir alle kennen die griechische Mythologie, römische Mythologie und auch die Götter der germanischen Mythologie. Doch kaum jemand kennt die ungarische Mythologie. Oder können Sie eine ungarische Gottheit nennen? 

Wissenschaftler nehmen daher an, dass ein Großteil der magyarischen Mythologie verloren geht, weil diese an die jungen Menschen kaum noch weitergegeben wird. Dem wollen wir hiermit entgegenwirken und führen Sie nun in die Mythologie der Ungarn ein. 

Kosmologie

In der ungarischen Mythologie ist die Welt in drei Bereiche unterteilt. Es gibt als erstes die Oberwelt (Felső világ”), die Heimat der Götter. Die Mittelwelt (“Középső világ”) stellt die Welt dar, die wir Menschen kennen. Zuletzt gibt es noch die Unterwelt (“Alsó világ”). Im Zentrum befindet sich ein großer Baum – der Weltbaum oder Baum des Lebens (“Világfa / Életfa”). Sein Laub ist die Oberwelt und auch der Turul-Vogel wohnt darin. Die Mittelwelt befindet sich in seinem Stamm und das Wurzelwerk stellt die Unterwelt dar. 

Reklame

Die Oberwelt

Die Götter leben in der Oberwelt und haben alle einen gleichen Rang. Wichtigste Figur ist aber dennoch “Isten” (ungarisch für “Gott”). Er ist also der Gott und er wacht vom Himmel über die Mittelwelt. Er kontrolliert alles und bestimmt über das Schicksal der Menschen. Isten schuf die Welt mit Hilfe von “Ördög” (“der Teufel”). “Arany Atya” ist der “Goldene Vater” und Gemahl von “Hajnal Anyácska” (“Liebe Mutter der Morgenröte”) und Vater von “Hadúr” (”Kriegsgott” oder “Herr der Armeen”), “Napkirály” (“König der Sonne”) und “Szélkirály” (”König des Windes”). Die Bedeutung “Arany Atya” ist möglicherweise die gleiche wie von “Isten”.

In der Oberwelt tummeln sich aber allerhand andere Gottheiten. “Istenanya” (“Muttergott”) ist auch als “Selige Frau” bekannt und wurde später mit der “Jungfrau Maria” identifiziert. “Nap Anya” (türkisch: “Gün Ana”) ist die Göttin des Lebens, der Fruchtbarkeit und der Gesundheit und stellt eine überaus wichtige Figur in der magyarischen Mythologie dar. 

In der ungarischen Mythologie glaubte man, dass die menschliche Seele (“Lélek”) unsterblich ist und das Leben als eine Wanderung in den Himmel (“Menny”) angesehen wurde.

Mittelwelt

Die Mittelwelt wird unter Menschen und Fabelwesen geteilt. Es gibt Geister, die die Menschen erschrecken und Elfen (“Manók”) und Zwerge (“Törpék”), die in den Wäldern leben. Riesen (“Óriások”) leben in den Bergen und haben sowohl gute als auch schlechte Eigenschaften. Liebliche Kreaturen sind die Feen (“Tündérek”), sie sind schön und jungfräulich und verkörpern Reinheit und Unschuld. Im Gegensatz gibt es verrückte Hexen (“Bábák”).

Turul” – der große Vogel, der einem Falken ähnelt – wird von “Isten” ausgesandt, um die Schöpfung und das Schicksal des magyarischen Volkes zu leiten. Ein solcher Turul-Vogel befindet sich übrigens auf dem königlichen Schloss in Budapest. Auch der “Wunderhirsch” ist ein Fabelwesen, das aus einer ungarischen Sage entstammt und die Herkunft ihres Volkes beschreibt. Die Söhne von “Ménrót” und “Eneth”, “Hunor” und “Magor”, von denen der Legende nach die Hunnen und Magyaren abstammen, wurden in der Sage vom “Wunderhirschen” in ein neues Siedlungsgebiet geführt. Im Originaltext lautet dies wie folgt:

S minthogy Hunor és Magor első szülöttek valának, atyjoktól megválva kölön sátrakba szállnak vala. Történt pedig, hogy a mint egyszer vadászni kimentek, a pusztán egy szarvas ünőre bukkanának, mellyet, a mint előttök futott, a Meotis ingoványaiba kergetének. S midőn az ott szemök elől tökéletesen eltűnt, sokáig keresék, de semmi módon nem találhatták. Végre is az említett ingoványokat bejárván, azon földet baromtartásra alkalmasnak szemlélték.”

Frei übersetzt:

“Und da Hunor und Magor Erstgeborene waren, nächtigten sie in von ihrem Vater getrennten Zelten. Als sie einmal zum Jagen weggingen, ereignete es sich, dass sie in einer Steppe eine Hirschkuh angriffen, der sie, wie sie vor ihnen herlief, in das Sumpfgebiet Meotis nachjagten. Und nachdem er dort vor ihren Augen völlig verschwand, suchten sie lange, doch gelang es ihnen nicht, sie zu finden. Schließlich fanden sie am Eingang des erwähnten Sumpfgebietes für Rinderhaltung geeignetes Land vor.”

Neben all den Fabelwesen und Tieren befinden sich in der Mittelwelt aber auch Helden und menschliche Wesen. “Hunor” und “Magor” waren legendäre Zwillingspatriarchen der Hunnen und Magyaren. “Emese” war die Ehefrau von “Ügyek” und Mutter von “Álmos”. Sie wurde von einem “Turul” geprägt, der später in einem Traum erschien und die Geburt ihres Sohnes vorhersagte. “Göncöl” war ein legendärer “Táltos” (Schamane), von dem angenommen wurde, dass er ein Medikament besaß, das jede Krankheit heilen konnte. Sein Leiterwagen wird durch die Sterne des Sternbildes des Großen Wagens dargestellt.

Unterwelt

Die Unterwelt ist die Heimat von “Ördög”, dem Schöpfer von allem schlechten. Ungewiss ist, ob die Unterwelt als Ort der Bestrafung angesehen wurde oder nicht. Nach der Christianisierung entwickelte sich zudem der Begriff “Pokol” (”Hölle”).

Quellennachweise: web.archive.org; hunmagyar.org
Reklame

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffntlicht.

Schaufenster

Kategorien

Ebenfalls interessant