Panoptikum Europa – Zürich

Zürich
Zürich 1835; W. Wallis sculps.
Zürich – Die Lage dieser heitern Stadt, hart an der grünlichen Limmat und an der Spitze des Zürichsees, im Schooße theils lachender und anmuthiger, theils wilder und abenteuerlicher Gebirgsformen, wird stets die Blicke des Reisenden festhalten, und hätte er ganz Europa durchzogen. Es ruht auf Zürich ein eigner Zauber.

Nicht bloß die Natur verleiht ihn; er wird auch durch das höhere Interesse der Humanität genährt, das sich an Zürichs Namen knüpft. Zwingli, Lavater, Geßner, Pestalozzi und viele andere hervorragende Geister, die der Menschheit als wohltätige Gestirne leuchten, waren aus Zürich oder fanden da ihren Wirkungskreis. Zürich ist nicht groß. Eine hübsch gebaute Stadt von 15.000 Einwohnern würde in manchem anderen Lande kaum bemerkt werden; aber in der Schweiz nimmt sie den ersten Rang ein und steht selbst höher im Ansehen als das größere Bern. 

Zürich ist der rührigste Heerd für schweizerische Entwicklung und Fortschritte. Niemand wird leugnen, daß sich in Zürich die größte Masse schweizerischer Intelligenz und Bildung vereinigt, daß das schweizerische Leben hier seine größten Schlagadern hat. Auch entwickelt die Stadt in kosmopolitischen Beziehungen eine Regsamkeit, die Erstaunen hervorbringt. Die kleine Stadt hat mehr Gesellschaften für philanthropische und wissenschaftliche Disciplinen als manch große Hauptstadt. Bildung und Wissensdurst sind das Gut aller Züricher.

Das kleine Zürich hat Hundertausende auf die Verschönerung der Stadt und ihrer Umgebung verwendet, noch größere Summen auf Werke des öffentlichen Nutzens und der Wohltätigkeit. Kein Aufwand ist zu groß. Selbst die enormen Kosten einer Universität hat das kleine Gemeinwesen zusammengebracht und die Zierde der Wissenschaften aus vielen Ländern zu ihren Lehrern berufen.

Meyer’s Universum 1844

Alle Texte sind in alter Schreibweise wiedergegeben und großteils unverändert. Die Bilder dienen als zeitgenössische Kommentare und entstammen demselben Werk. 

MEYERS UNIVERSUM, Bibliographisches Institut,  Hildburghausen 1844

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