Des Kaisers letzter Geburtstag

Kaiser Franz Joseph
Franz Joseph nimmt am Balkon von Schloss Schönbrunn die Huldigungen anläßlich seines 60. Regierungsjubiläums entgegen; Photo: Bildarchiv Austria

Am 18. August 1916 feierte Kaiser Franz Joseph in Schönbrunn seinen 86. und damit letzten Geburtstag. Er soll diesen Tag wie jeden anderen in seinem Arbeitszimmer im Schloß Schönbrunn mit arbeiten verbracht haben. 

Franz Josephs Audienz- und Arbeitszimmer sind nach über 100 Jahren fast unverändert geblieben. Der Schreibtisch, die chinesische Vasen und auch die goldene Kaminuhr stehen bis heute unverändert im Schloß Schönbrunn. Ein Alter von 86 Jahren zu erreichen war für damalige Verhältnisse schon außergewöhnlich. Ulrich Habsburg-Lothringen sagte vor einigen Jahren in einem Interview folgendes zum hohen Alter unseres Kaisers: “Allein die Katastrophen in seinem nächsten Umfeld: die Hinrichtung seines Bruders Maximilian in Mexiko, der Selbstmord des Kronprinzen Rudolf, die Attentate auf Elisabeth und Thronfolger Franz Ferdinand – das sind Schicksalsschläge, die ein einzelner Mann kaum verkraften kann.

Ein bewegtes Leben

Franz Joseph I. wurde am 18. August 1830 im Schloß Schönbrunn in Wien geboren und Österreich feiert damit heuer seinen 190. Geburtstag. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er im Schloß Schönbrunn, wo er täglich bis zu achtzehn Stunden Privatunterricht zu absolvieren hatte. Mit 13 Jahren wurde er bereits zum Oberst des Dragoner-Regiments Nr. 3 ernannt und seine militärische Ausbildung begann. Aufgrund des schlechten gesundheitlichen Zustandes von Kaiser Ferdinand war dieser de facto regierungsunfähig geworden. Sein nächster Nachfolger Franz Karl verzichtete jedoch auf seine Thronansprüche und so bestieg Franz Josef I. mit seinen erst 18. Lenzen am 2. Dezember 1848 den Thron.

Die Erzherzogin Sophie suchte schon bald eine geeignete Braut für ihren Sohn. Die Wahl fiel auf die Tochter Helene, Nénè genannt, von Herzogin Ludovika von Bayern. Aber auch ihre zweite Tochter Elisabeth, Sisi genannt, stand zur Wahl. Franz Joseph traf seine Cousinen anlässlich seiner Geburtstagsfeier im Jahre 1853 in Bad Ischl, und er entschied sich unerwartet für die 15-jährige Elisabeth. Schon am darauffolgenden Tag wurde die Verlobung standesgemäß bekannt gegeben und am  24. April 1854 fand die feierliche Hochzeit in Wien statt. Aus der Ehe mit Elisabeth gingen nachfolgende Kinder hervor:

  • Erzherzogin Sophie Friederike (1855–1857)
  • Erzherzogin Gisela (1856–1932) ∞ Leopold von Bayern
  • Kronprinz Erzherzog Rudolf (1858–1889) ∞ Stephanie von Belgien
  • Erzherzogin Marie Valerie (1868–1924) ∞ Franz Salvator von Österreich-Toskana
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Kaiserin wider Willen

Kaiserin Elisabeth konnte sich mit dem strengen Hofzeremoniell nie wirklich anfreunden und floh alsbald vor dem Leben am Wiener Hof. Ab dem Jahre 1860 reiste Sisi ständig in der Welt umher. Von ihrem politischen Einfluß machte die Kaiserin nur einmal Gebrauch: im Jahre 1866 verhalf sie dem Kaiser zum damals dringend notwendigen Ausgleich mit Ungarn.

Damit ihr Gemahl aber aufgrund ihrer großen Reiselust nicht total vereinsamte,  arrangierte Sisi eine Bekanntschaft mit der Schauspielerin Katharina Schratt. Diese Freundschaft sollte bis zum Tode des Kaisers Bestand haben. Zwischen 1875 und 1888 soll Franz Josef jedoch auch eine Liaison mit seiner Geliebten Anna Nahowski gehabt haben. 

Schicksalsjahre

Neben der eher “unglücklichen” Ehe mit Elisabeth ereilte den Kaiser im Jahre 1889 ein erster großer Schicksalsschlag. Kronprinz Rudolf starb am 30. Januar 1889 gemeinsam mit seiner Geliebten Mary Vetsera durch Suizid im Schloß Mayerling. Zehn Jahre später, genau am 10. September 1898, ereilte ihn der wohl schwärzeste Tag in seinem Leben. Seine Frau Kaiserin Elisabeth wurde an jenem Tag in Genf durch den anarchistischen Attentäter Luigi Lucheni ermordet. 

Nach dem Tod Rudolfs und auch des Kaiserbruders Erzherzog Karl Ludwig im Jahre 1896, ging die Thronfolge an dessen ältesten Sohn und Franz Josephs Neffen Erzherzog Franz Ferdinand über. Beim Attentat von Sarajevo wurden der Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau vom Attentäter Gavrilo Princip am 28. Juni 1914 erschossen.

Das Ende der Donaumonarchie

Für einige österreichische und ungarische Politiker war dieses Attentat nun ein Anlass, den seit Jahren gewünschten Krieg gegen Serbien endlich auszutragen. Damit wurde nämlich die Ehre der Monarchie beschmutzt und Österreich-Ungarn hatte sich nun gegen den unberechenbaren Nachbarn zu stellen. Das Ultimatum an das Königreich Serbien zur Auslieferung der Hintermänner des Attentats und die darauffolgende Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien lösten am 28. Juli 1914 den Ersten Weltkrieg aus.

Kaiser Franz Joseph hat Österreich-Ungarn die längste Friedensperiode seiner Geschichte gebracht, den Ersten Weltkrieg konnte er jedoch nicht verhindern. Kurz nach seinem letzten Geburtstag im Jahre 1916 erkrankte der Kaiser im Herbst desselben Jahres schwer und sein gesundheitlicher Zustand war bedenklich. Am 21. November 1916, nach einem gewohnt anstrengenden Arbeitstag, tat sein Herz gegen 21:05 Uhr seinen letzten Schlag. Die schwere Bronchitis und das starke Fieber waren zuviel für den betagten Kaiser geworden. 

Die Monarchie sollte Franz Joseph noch zwei Jahre überleben und auch der Krieg endete erst im Oktober 1918. 

Kaisertage in Bad Ischl

82 seiner 86 Geburtstage feierte Kaiser Franz Joseph in Bad Ischl. Und jährlich lädt die Gemeinde im Salzkammergut zu den Kasiertagen im August. Sein 190. Geburtstag kann aufgrund der diesjährigen Umstände bedauerlicherweise nicht so ausgelassen gefeiert werden wie sonst, dennoch startet das Programm ab dem 12. August 2020. Eine genaue Übersicht über die Feierlichkeiten finden Sie direkt auf der Webseite von Bad Ischl.

Hoch lebe der Kaiser!

Quellennachweise: kurier.at; habsburger.net; badischl.salzkammergut.at
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