Österreichische Mördergeschichten – Die schwarze Witwe

Elfriede Blauensteiner, Medikamente
Photo: Pexels, Pixabay;

Elfriede Blauensteiner, später auch als “Die schwarze Witwe” bekannt, wurde 1931 in Wien-Favoriten geboren. Sie wuchs mit ihren sechs Geschwistern unter ärmlichen Umständen auf. Ihr Vater fiel im Krieg und das Leben wurde für die Familie immer schwieriger. Schon früh beginnt die noch junge Elfriede Blauensteiner das Leben in der Armut zu hassen. Sie träumt von Geld und der großen weiten Welt. 

Sie lernt Alfred F. kennen und die beiden schließen bald eine Ehe. Aber diese Ehe sollte nicht lange halten und so kam es wieder zur Scheidung. Elfriede Blauensteiner bezeichnet Alfred F. dennoch als ihre große Liebe und die Scheidung war eine große Enttäuschung für sie. Von nun an beginnt sie Männer zu hassen. Sie liebt nur noch das Geld und eben dieses hätte sie gerne im Überfluß. 

Hilfsbereit bis zum Tod

Seit ihrer Kindheit ist Elfriede Blauensteiner eine sehr hilfsbereite Person. Schon mit 14 Jahren hat sie andere Kinder aus dem Bombenschutt befreit und geborgen. Auch in ihrem weiteren Leben zeigt sie sich meist von ihrer besorgten Seite.

So auch bei ihrem ersten Mordopfer, ihrem Wahlvater Otto Reinl. Blauensteiner nimmt “Vatili”, wie sie ihn liebevoll nannte, zu sich in Pflege. Der Pensionist litt unter Diabetes und musste daher regelmäßig das Medikament “Euglucon” einnehmen. Dieses Medikament führt bei nicht zuckerkranken Menschen zu einer schweren Unterzuckerung. Elfriede Blauensteiner las den Beipackzettel aufmerksam und beobachtete bei Erhöhung der Dosis Otto Reinl’s Zustand. Dem Mann ging es immer schlechter und Blauensteiner erhöhte die Dosis immer weiter. Reinl wurde immer öfter bewusstlos und eines Tages wurde er ins Spital eingeliefert.

Als er später seinen Stuhlgang nicht mehr kontrollieren konnte, wurde es Elfriede lästig und sie beschloss, ihn von seinem Leiden zu erlösen. Sie verabreichte ihm kurzerhand eine Überdosis. Mit der erfolgreichen Tötung ihres “Vatili’s” beginnt eine unglaubliche Mordserie. 

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Das nächste Opfer

Ihr nächstes Opfer ist ihr Mann in zweiter Ehe, Rudolf Blauensteiner. Er war angesehener ÖBB-Fahrdienstleiter und seine hilfsbereite Frau Elfriede verabreichte auch ihm über 6 Jahre lang ein blutzuckersenkendes Medikament. Der arme Mann verfällt zusehends und fällt später sogar in ein 13-tägiges Koma. 

Nachdem auch er mit Inkontinenz zu kämpfen hatte, begann Elfriede Blauensteiner sich vor ihrem Mann zu ekeln. Sie beschoss, Rudolf von seinem Leid zu erlösen und vergiftete ihn mit einer Überdosis. Rudolf Blauensteiner stirbt im Alter von 52 Jahren am 10. August 1992. Die trauernde Witwe ließ ihren “Rudi” vorsorglich einäschern, seine Urne wurde im Grab von Otto Reinl beigesetzt.

Schon bald widmete sich Elfriede Blauensteiner aufopfernd ihrer Nachbarin Franziska Köberl. Die betagte Dame war aufgrund ihres Alters ein Pflegefall. Blauensteiner zog sogar in die Wohnung ihres nächsten Opfers. Die Verabreichung von “Euglucon” zeigte lange nur wenig Wirkung, denn Frau Köberl naschte recht gerne und wirkte so dem Medikament entgegen. 

Während der Pflegezeit verfasste Franziska Köberl ein Testament zu Gunsten Blauensteiners. Der Witwe gelang es obendrein, der alten reichen Dame einige Sparbücher samt Losungswort mit Millioneneinlagen (Schilling) abzuschwatzen. Als die Nachbarin dann nur noch bettlägrig war, wurde auch diese für Elfriede Blauensteiner ein lästiger Pflegefall. Sie beschloss abermals, ihr Opfer ins Jenseits zu befördern. Mit einer extremen Überdosis an “Euglucon” vergiftete sie Franziska Köberl. Die 84-jährige Dame starb am 15. Dezember 1992.

Das Geld wurde knapp

Elfriede Blauensteiner war bekanntlich eine leidenschaftliche Casino-Spielerin und gab ihre Erbschaften mit vollen Händen aus. Dazu kamen teurer Schmuck und Kleidung, sie lebte in Saus und Braus. Als das Geld langsam knapp wurde, gab Blauensteiner einfach ein Zeitungsinserat auf. Im Frühjahr 1994 suchte sie auf diesem Weg einen wohlhabenden Witwer, der mit ihr gemeinsam den “Lebensherbst” verbringen wollte. 

Kurz darauf meldete sich der 64-jährige Rentner Friedrich Döcker bei der “fürsorglichen Witwe”. Döcker und Blauensteiner heirateten sogar kurz darauf und nur wenige Tage nach der katholischen Eheschließung brachte Elfriede Blauensteiner ihn dazu, ihr sein Haus im Wert von drei Millionen Schilling zu überschreiben. 

Sie begann, dem bis dahin rüstigen Mann Euglucon-Tabletten in den Kaffee zu mischen. Obwohl sie ihren “Fritzerl” so sehr liebte, ging er ihr zunehmend auf die Nerven. Die Tabletten schwächten den Mann auf Dauer und Ende 1994 musste er ins Spital. Nach seiner Entlassung nimmt Elfriede Blauensteiner den dahinsiechenden Rentner in ihre Wohnung auf. Sie verkauft “ihr” Haus. Da Friedrich Döcker nun mittellos ist, hat er für Elfriede keinen Wert mehr. Nach knapp einem Jahr “intensiver Pflege” starb Friedrich Döcker mit 65 Jahren am 11. Juni 1995. 

Das letzte Opfer

Etwa vier Tage vor Friedrich Döcker’s Tod annoncierte Elfriede Blauensteiner bereits neuerliche Kontaktanzeigen. Wieder suchte sie einsame ältere und wohlhabende Männer. Aus den zahlreichen Zuschriften wählt die Witwe den 76-jährigen Witwer Alois Pichler aus. Der pensionierte Postamtsleiter besaß ein Haus in der Wachauer Gemeinde Rossatz. Er ist reich, alt und hat keine Erbberechtigten – das ideale Opfer für Elfriede Blauensteiner. 

Zeitungsannonce von Elfriede Blauensteiner, “Opfersuche”;

Bis dato litt Herr Pichler unter keinen nennenswerten Krankheiten. Aber am 20. Oktober wurde der Pensionist auf Anordnung eines Notarztes ins Kremser Spital eingeliefert. Er hatte akute Unterzuckerung und musste einige Tage im Krankenhaus bleiben. Bereits am 2. November landete Alois Pichler abermals bewusstlos im Spital.  Es folgten Spezialuntersuchungen im Krankenhaus Horn. Am 17. November wurde er als gesund entlassen. Bereits am selben Tag änderte der Pensionist mündlich seinen letzten Willen. Er übergab Elfriede Blauensteiner unter Beisein ihres Anwaltes Harald Sch. seine Liegenschaft in der Wachau. Vier Tage danach starb Alois Pichler am 21. November 1995 einen qualvollen Tod. Nachdem Elfriede Blauensteiner und ihr Anwalt Harald Sch. den geschwächten Mann in der Badewanne abgeduscht hatten, ließen sie ihn bei offenem Fenster liegen bis er im eiskalten Zimmer starb. 

Pichler’s 91-jährige Schwester, eine Nonne, wird stutzig, als sie ihren Bruder tagelang nicht erreicht. Die Nonne mobilisierte einige Mitschwestern aus dem Kloster und gemeinsam mit dem Pfarrer hielten sie Nachschau im Hause Pichler. Anwalt Harald Sch. öffnete die Türe, die Leiche lag tot in der Badewanne. Vier Tage später sollte Alois Pichler nach seinem letzten Willen auf dem Ortsfriedhof beerdigt werden. Die Witwe Blauensteiner hat für den letzten Weg ihres “Burlis” schon alles vorbereitet. Dass hier etwas nicht ganz stimmte, ahnte damals bereits das halbe Dorf. 

Der Ortspfarrer Pater Gabriel und die Nonnen leisteten schließlich entscheidende Angaben zur Aufklärung der Mordserie. Der Pfarrer informierte auch Wolfgang K., den Wahlneffen Alois Pichlers. Auch diesem kommt die ganze Sache komisch vor, war er doch der rechtmäßige Erbe des Anwesens. Er erstattete Anzeige bei der örtlichen Gendarmerie, aufgrund derer das Begräbnis Alois Pichlers verschoben wurde. Die Leiche kam vorher zur Obduktion nach Wien. Gerichtsmediziner fanden dabei große Mengen des Präparates “Anafranil“, die Mordkommission übernahm daraufhin den Fall. Die geheimen Ermittlungen der Polizei begannen. 

Blauensteiner im Verhör

Ungefähr einen Monat nach dem Tod Pichlers bewilligte das Gericht Krems die Abhörung von Elfriede Blauensteiner. Aufgrund der abgehörten Telefongespräche wurde Elfriede Blauensteiner schließlich verhaftet. Im Jänner 1996 gestand die Giftmischerin einen Mord nach dem anderen. Wann immer ihr ein Mensch lästig wurde, fällte sie das Todesurteil. Ohne Gefühl und Skrupel. Sie verfügte über eine reichhaltige Palette an Medikamenten. Bevorzugt wurde das blutzuckersenkende “Euglucon“, eingesetzt teilweise in Kombination mit Schlafmitteln wie “Rohypnol”. Auch das Antidepressivum “Anafranil” kam zum Einsatz.  

Während Blauensteiner eifrig plauderte, schwieg der mitinhaftierte Anwalt Harald Sch. eisern. Die beiden planten bereits ihre nächsten Verbrechen. So sollte eine leerstehende Wohnung als “Pflegestation” für zwei bis drei ältere Herrschaften eingerichtet werden. Elfriede Blauensteiner sollte dabei die Pflege übernehmen, während Harald Sch. Verlassenschaften abwickeln sollte. 

Am 10. Februar 1997 begann in Krems der Prozess Blauensteiner wegen Mordverdachts. Auch der ehemalige Anwalt Harald Sch. sitzt auf der Anklagebank. Am 7. März 1997 wurde der Schuldspruch verkündet – lebenslang wegen Mordes an Alois Pichler, erschwerend kam das Motiv der Geldgier und die besondere Heimtücke und Grausamkeit hinzu. Es wurde Berufung eingelegt. Der Mitangeklagte Ex-Anwalt Harald Sch. wurde von der Beteilgung am Mord freigesprochen. Er bekam jedoch sieben Jahre wegen Beihilfe zur vorsätzlichen Körperverletzung mit Todesfolge. Am 7. September 1997  wird das lebenslange Urteil gegen “Die schwarze Witwe” rechtskräftig.

Im Laufe der Jahre soll Blauensteiner rund 18 Millionen Schilling geerbt oder geschenkt bekommen haben. Sie trug teure Kleidung und als passionierte Spielerin besuchte sie bis zu 230 Mal pro Jahr das Casino. 

Neuer Prozess im Jahre 2001

Im April 2001 wurde die mittlerweile 70-jährige Witwe abermals vor Gericht gestellt. Diesmal fand die Verhandlung in Wien statt, es ging um die Fälle Friedrich Döcker und Franziska Köberl. Während des Prozesses kam heraus, wie raffiniert sie damals ihre Ziele verfolgte. Je reicher das Opfer, desto schneller wurde es beseitigt. Ein Kriminalist spricht sogar von der “Blauensteiner-Methode”. Und tatsächlich dürfte die skrupellose Frau auf diese Weise gearbeitet haben: wenn Liegenschaften oder Sparbücher zu holen waren, gab es einen schnellen Tod. Wenn sie hingegen auf die Pension des “Pfleglings” aus war, ging sie langsamer vor. 

Im Fall der 64-jährigen Franziska Köberl wurde einstimmig auf Mord erkannt, beim 64-jährigen Friedrich Döcker stimmen die Laienrichter mit 6:2 für Mord. Am 17. Dezember 2001 wurde die Berufung abgelehnt.

Das Ende der schwarzen Witwe

Zwei Jahre danach geht es der mehrfachen Mörderin selbst nicht gut. Sie war in der Gefängnisbibliothek in der Justizanstalt Schwarzau von einer Leiter gestürzt und lag nun im gesperrten Trakt des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder. Wenig später starb sie im November 2003 an den Folgen eines Gehirntumors. 

Quellennachweisen: Mord: Die spektakulärsten Mordfälle Österreichs (2005) von  Andreas & Regina Zeppelzauer, [ISBN-13: 978-3853652152]; de.wikipedia.org
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