Panoptikum Europa – Berlin

Berlin
Berlin - Universitätsgebäude 1855; Biblingr. Institut Hildeburghausen
Berlin hat den Vorzug, nicht nur einer einzigen Lebensrichtung zu folgen, sondern sich nach allen geistigen Richtungen mit gleicher Freiheit auszudehnen. Es ist weder ausschließlich eine Handelsstadt, wie Hamburg, oder ausschließlich eine Residenz, wie Dresden, oder eine Fabriksstadt oder Universität – sondern es vereint alle diese Richtungen in sich.

Sie erzeugen in dieser Verschiedenartigkeit geistiger Anregungen ein allgemeines Niveau der Geisteshätigkeit und Bildung, welches schwerlich irgend eine andere deutsche Satdt in Anspruch nehmen kann. Betrachten wir Berlin zuerst als Residenz. Es ist der Regierungssitz des Königs, wiewohl dieser seit 1848 seinen Wohnort in Potsdam und Charlottenburg aufgeschlagen hat. Dessenungeachtet kommt der König häufig zu den Geschäften in die Stadt. Alle Minister haben hier ihren Sitz, die ausgezeichnetsten Staatsmänner sind hier versammelt. Wissenschaft und Kunst waren von jeher in der Hauptstadt vertreten. Vom ganzen preußischen Staat, und daher auch von seiner Hauptstadt, galt das Wort: “Es ist der Geist, der sich den Körper baut”. 

So wurde im Jahr 1810 die Universität eröffnet. In allen Fakultäten war Berlin damals durch die größten Namen vertreten. In der Philosophie Wolf, Buttmann und Böckh, in der Jurisprudenz Savigny und in der Medizin Hufeland, Rust, Gräfe – lauter europäische Namen! Nach dem Frieden von 1815 nahmen in ganz Europa, so auch in Berlin Handel und Industrie einen ganz neuen Aufschwung. Hunderte von Dampfschornsteine erheben sich jetzt, deren jeder ein blühendes industrielles Etablissement bezeichnet. Produktionen aller Art sind im Gange, namentlich durch die zahlreichen Maschinenbauanstalten, die fast ein ganzes Stadtviertel für sich einnehmen.

Ludwig Rellstab 1855

Alle Texte sind in alter Schreibweise wiedergegeben und großteils unverändert. Die Bilder dienen als zeitgenössische Kommentare und entstammen demselben Werk. 

RELLSTAB, Ludwig; Berlin und seine nächste Umgebung, G.G. Lange, Darmstadt, 1855
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