Von der Marmelade in der Sachertorte

Original Sachertorte
Original Sachertorte aus dem Hause Sacher in Wien

Wie weltweit bekannt sein dürfte, gibt es nur eine “Original Sachertorte”, die auf den Erfinder Franz Sacher ins Jahr 1832 zurückgeht. Das Hotel Sacher in Wien hat dazu auch alle Rechte und darf als einziges Unternehmen die “Original Sachertorte” verkaufen.

Allerdings läßt sich über das Wort “Original” streiten. Zu Anna Sachers Zeiten wurde die von ihrem Vater erfundene Torte natürlich nicht in der Mitte durchgeschnitten und mit Marmelade gefüllt. Dies geht aus einigen Berichten von Literaten, Künstlern und Bohemiens dieser Zeit hervor. Auch Friedrich Torberg weiß in seinen unzähligen Büchern darüber zu berichten und er kannte wahrlich jedes Wiener Kaffeehaus in jener Zeit. Marmelade befand sich also lediglich unter der Schokoladenglasur. Nachdem das Haus Sacher dann in andere Hände überging, wurde scheinbar die Rezeptur geändert und seither ist die “Original Sachertorte” in der Mitte ebenfalls mit Marmelade gefüllt. Wie es dazu kam, konnte leider nicht eruiert werden. Fakt ist jedoch, daß die heutige Sachertorte demnach nicht mehr dem Original von Franz Sacher entspricht.

Die ursprüngliche Sachertorte gab es hingegen in der Konditorei Demel, die nach dem Original Rezept hergestellt wurde. Demel erwarb dieses Rezept seinerzeit vom letzten männlichen Sproß der Familie – Eduard Sacher. Freilich entbrannte daraufhin ein Rechtsstreit zwischen dem Hause Sacher und dem Hause Demel. Das Oberlandesgericht hat dem Hotel in Wien in zweiter Instanz das Recht zuerkannt. Somit ist das Haus Sacher seither berechtigt, die Bezeichnung “Original Sachertorte” und das bekannte Rundsiegel zu verwenden. Demel hingegen darf seine Torte nur als “Sachertorte” verkaufen und ein dreieckiges Siegel verwenden.

Zurück bleibt eine verwirrte Nachwelt, die sich damit abfinden muss, dass es zwei Original Sachertorten gibt: die ursprüngliche von Franz Sacher ohne mittiger Marmeladenfüllung und die abgewandelte Version mit Marmeladenfüllung in der Mitte. Eine aus dem 19. Jahrhundert und eine aus dem 20. Jahrhundert, wobei die spätere hierbei den Vorrang vor der früheren Variante hatte. 

Quellennachweise: Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlandes in Anekdoten von Friedrich Torberg, CW Niemeyer Verlag, [ISBN: 3-8271-1966-9]; sacher.com; demel.com
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