Urlaub am See

Urlaub wie damals

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Stundenlange Autofahrten in den Süden mit der ganzen Familie, kultige Hotels und vergnügliche Minigolf-Abende – immer mehr Österreicher verbringen ihren Urlaub wie einst in Kindertagen. Die immer größer werdende Sehnsucht nach Erinnerungen und die Suche nach Entschleunigung eint all diese Menschen.

Zurück an die Orte der Kindheit

Es war immer ein ganz besonderes Gefühl, das man jeden Sommer hatte, wenn man, eingezwängt neben der Großmutter und Unmengen an Reisegepäck, im vollgepferchten Ford Escort noch um Mitternacht gen Süden fuhr, um die gefürchteten Grenzstaus zu umgehen. Ohne Klimaanlage und Navigationssystem, dafür mit Thermoskanne und Wurstsemmeln ausgerüstet, fuhr man der Sonne entgegen. 

Urlaub wie anno dazumal – in angespannten Zeiten von weltweiten Krisen, Naturkatastrophen und sozialen Spannungen suchen ihn immer mehr Menschen. Wohnen in einfachen Pensionen, Minigolf am Abend oder einfach in der Fußgängerzone flanieren. Vor einigen Jahren war dies noch verpönt und belächelt, heute erlebt diese Art des Urlaubmachens eine Renaissance. Es ist wohl das stresslosere und ungezwungenere Reisen, das die Menschen dazu treibt. Hinzu kommen emotionale Gründe, so der Leiter des Institutes für Freizeit- und Tourismusforschung Peter Zellmann. 

Welche Bedeutung Urlaub für die Österreicher im Wandel der Zeit hat, zeigt die Statistik des alljährlichen Ruefa Reisekompass. 2019 war Italien wieder unter den beliebtesten Destinationen der Österreicher. Wie auch schon in den 60er-Jahren lagen die Orte Lignano, Grado und Bibione an der Spitze. “Für viele Menschen bedeutet Urlaub wie anno dazumal Urlaubserinnerungen wiederaufleben lassen. Sie kehren deshalb gerne an die Orte ihrer Kindheit zurück”, so Walter Krahl, Ruefa-Geschäftsführer.

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Das Gute liegt so nah

Wenn man sich an sowas zurückerinnert, stellt man fest, daß das Gute oft so nahe liegt. Man muß nicht immer weit in die Ferne reisen, um das Urlaubsglück zu finden. Unsere Nachbarländer beispielsweise haben herrliche Landschaften und wunderbare Städte zu bieten. Auch das beliebte Meer liegt heute nur fünf Autostunden entfernt. Nicht zu vergessen ist unser Heimatland, das schöne Österreich. Also warum nicht, wie es einst Kaiser Franz Josef tat, ein paar Tage auf “Sommerfrische” ins Salzkammergut fahren? Es warten eine romantische Fahrt mit dem Raddampfer am Wolfgangsee, eine Fahrt mit der Zahnradbahn auf den Schafberg oder eine Melange und ein Zaunerstollen beim Zauner in Bad Ischl. 

Die Sonne genießen

Wie sehr Nostalgie-Urlaub beliebt ist, zeigt sich auch am Revival der klassischen Postkarte. Längst haben das Smartphone und diverse Messengerdienste Einzug in das Urlaubsleben gehalten, doch seit geraumer Zeit wird die Postkarte wieder beliebter. Gerade junge Leute entdecken den Spaß, auf Karton gebannte Urlaubsgrüße zu verschicken. Zumal diese Art der Urlaubserinnerung mehr Bestand hat als eine simple Textnachricht mit dem Smartphone, denn eine Postkarte bewahrt man wohl für längere Zeit und gar das ganze Leben lang auf.

Apropos Erinnerungen – beim Verfassen dieses Artikels fiel mir selbst eine amüsante Urlaubsgeschichte ein, die ich Ihnen, verehrte Leserinnen und Leser, nachfolgend gerne erzählen möchte.

Überraschend windig

Damals fuhren meine Großeltern alljährlich mit mir auf Wanderurlaub. Jedes Jahr eine Woche in den Sommerferien und jedes Jahr nach Ramsau am Dachstein und jedes Jahr wohnten wir in derselben Pension. Eines schönen Morgens brachen wir zeitig zur Hopfpürglalm auf, um uns bereits mittags in der Hopfpürglhütte stärken zu können. Der Weg war schmal und steil. Immer wieder querten breite steinige Wasserrinnen den Pfad. Diese mußte man gekonnt durchsteigen oder überspringen. 

Plötzlich stand da ganz knapp am Wegesrand eine Kuh – vorne kauend und hinten mit dem Schwanz wedelnd, wobei das wedelnde Ende mit einer akkuraten Präzision in den Weg ragte, dass man es mit einem Maßband nicht besser ausrichten hätte können. Genau dort wo sich die Kuh befand, war auch wieder eine dieser ausgewaschenen Wasserfurchen im Boden und zu allem Übel bergwärts auch noch ein Felsen. Eben dieser Felsen verhinderte das Umgehen des Kuhhinterns mit sicherem Abstand. Nun, da musste man nun geschickt über diese steinige Rinne steigen und gleichzeitig diesem monströsen Kuhhintern ausweichen. 

Opa machte den Anfang und hüpfte gekonnt über den steinigen Untergrund vorbei an der Kuh. Danach folgte ich und sprang mit kindlicher Leichtigkeit ebenfalls über die Steine. Zuletzt war Oma an der Reihe. Opa reichte ihr die Hand, die Oma dankend entgegennahm und festhielt. Sie setzte einen Fuß behutsam auf die andere Seite der Wasserrinne und stand nun mit leicht gegrätschten Beinen da. Oma setzte gerade an, um mit einem Schwung das andere Bein nachzuziehen und somit die andere Seite der Wasserrinne zu erreichen, da ertönte ein lautes und kräftiges “Pppffffffrrrrrrrrtschtschffffffffrrrtttttt”. 

Just in dieser Sekunde, als Oma der exakt auf Gesichtshöhe und absolut mittig ausgerichtete Kuhhintern entgegenragte, ließ diese blöde Kuh einen “fahren”, der seinesgleichen suchte. Mit einem verschreckten “Huch” beschleunigte Oma sofort ihre Vorwärtsbewegung und flüchtete vor dem Darmwind dieser unmanierlichen Kuh. Erschrocken und gleichzeitig erheitert standen wir nun alle auf der anderen Seite der Wasserrinne und dieser Kuh. Oma ist nichts passiert, es war Gott sei Dank nur warme Luft. Dieses Erlebnis belustigte uns noch Tage danach und bei allen nachfolgenden Wanderurlauben ebenso. 

Es sind genau solche Erinnerungen, die das Leben und auch den Urlaub bereichern. Momente, die man nie vergisst und über die man selbst nach Jahren immer noch herzhaft lachen kann. Welche Urlaubserinnerung aus Ihrer Kindheit oder einfach aus der Vergangenheit haben Sie? Schreiben Sie uns doch diese als Kommentar oder per E-Mail.

Quellennachweise: Presseaussendung Ruefa vom 10.01.2020; Ruefa Reisekompass 2019; Ruefa Reisekompass 2018; 
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Andrew Grimes

Andrew Grimes wurde in den siebziger Jahren in der Bundeshauptstadt Wien geboren. Schon in seiner Jugendzeit lauschte er gerne alten Musikstücken, interessierte sich für geschichtliche Ereignisse und erfreute sich am historischen automobilen Rennsport. Etwa 2015 begann sich seine Leidenschaft auch auf seine Lebensweise auszuwirken. Langsam änderten sich Interessen sowie Kleidungsstil, auch besuchte Andrew Grimes immer häufiger einschlägige Veranstaltungen der sogenannten Vintage-Szene.

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